Web2.0: SPD startet Kampagne gegen Kopfpauschale

SPD LogoDie SPD hat meines Wissens nach am 1. März 2010 ihre erste Online Kampagne, eine Unterschriftensammlung gegen die Kopfpauschale, gestartet.

Als sie noch in der Bundesregierung war, ist die Partei nicht durch technikaffinität aufgefallen. Zwar gab es schon diverse Internetaktivitäten, wie das soziale Netzwerk meineSPD.net für Mitglieder und Freunde, doch die Partei machte sich mit der Zustimmung zum Internet-Sperrgesetz in der Internetgemeinde sehr unbeliebt. Diese Entscheidung wurde inzwischen korrigiert.

Nun geht die SPD einen Schritt weiter und baut ihre Onlinepräsenz aus. Mit der Kampagne gegen die Kopfpauschale werden politische Ziele als Mitmachaktion präsentiert. Das ist Politik 2.0 – Politik zum Mitmachen!

Das Netzwerk Campact nutzt seit 2005 das Internet für politische Aktionen. US-Präsident Barack Obama führte 2008 einen großen Internetwahlkampf. Für die Bundestagwahl 2009 wurde das auch in Deutschland erwartet. Bis auf die Piratenpartei habe ich aber keine Partei mir größeren Aktivitäten im Internet wahrnehmen können.

Nach der Abstrafung bei der Bundestagswahl vesucht die SPD ihre neue politische Rolle als Oppositionspartei zu definieren. Die Partei muss wieder auf die Beine kommen und den Wählerwillen finden, um nicht in die Bedeutungslosigkeit abzusinken. Agenda 2010 und andere Entscheidungen brachten viele Stammwähler dazu, sich von der Partei abzuwenden.

Die neue Führung der SPD scheint nun auch mit neuen Wegen zu versuchen, die Wähler zurückzugewinnen. Einer dieser Wege führt über das Internet. Hier sind die meisten Deutschen täglich unterwegs. Die Teilnahme an der Kampagne kostet nur wenige Minuten und Mausklicks. Einfacher ist es nicht, sich an politischen Aktionen zu beteiligen.

Über 16.200 Unterschriften in drei Tagen sprechen für sich. Campact hat bereits über 57.800 Unterzeichner für eine ähnliche Kampagne, die seit Anfang Februar läuft, gesammelt. Den Campact-Newsletter erhalten über 200.000 Abonnenten. Für eine Partei mit über 500.000 Mitgliedern besteht also noch großes Potential, diese Unterzeichnerzahl deutlich zu übertreffen.

Es bleibt spannend, ob dieser Aktion noch weitere folgen werden. Eine bessere Kommunikation und Interaktion mit den Wählern im Internet sollten alle Parteien anstreben. Die SPD zeigt hier einen Weg, der möglich ist, aber nicht kopiert werden muss.

14 Kommentare


  1. Trotzdem sollte bemerkt werden, dass die SPD den direkten Kontakt zur Basis fürchtet, sonst wäre sie nicht so erpicht darauf, alle möglichen Informationen bei der Anmeldung über die Diskutanten zu erfahren und würde sich ein Beispiel an den Grünen nehmen.

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    1. Redest du über meineSPD.net oder über die Kampagne gegen die Kopfpauschale? Bei beidem wird nur der Name und eine korrekte eMail-Adresse vorrausgesetzt. Das sind meines Erachtens recht wenig Informationen.

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      1. Oh doch, der Name ist sehr viel, wenn man nicht gerade Andreas Müller heißt.


      2. PS;: ich wusste gar nicht, dass du SPD-Mitglied bist, aber wenn dem so ist, habe ich ein Gedicht für dich:

        War einmal ein Revoluzzer,
        im Zivilstand Lampenputzer;
        ging im Revoluzzerschritt
        mit den Revoluzzern mit.

        Und er schrie: „Ich revolüzze!“
        Und die Revoluzzermütze
        schob er auf das linke Ohr,
        kam sich höchst gefährlich vor.

        Doch die Revoluzzer schritten
        mitten auf der Straße Mitten,
        wo er sonsten unverdrutzt
        alle Glaslaternen putzt.

        Sie vom Boden zu entfernen,
        rupfte man die Glaslaternen
        aus dem Straßenpflaster aus,
        zwecks des Barrikadenbaus.

        Aber unser Revoluzzer
        schrie: „Ich bin der Lampenputzer
        dieses guten Leuchtelichts.
        Bitte, bitte, tut ihm nichts!

        Wenn wir ihn‘ das Licht ausdrehen,
        kann kein Bürger nichts mehr sehen.
        Laßt die Lampen stehn, ich bitt!-
        Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!“

        Doch die Revoluzzer lachten,
        und die Glaslaternen krachten,
        und der Lampenputzer schlich
        fort und weinte bitterlich.

        Dann ist er zu Haus geblieben
        und hat dort ein Buch geschrieben:
        nämlich, wie man revoluzzt
        und dabei doch Lampen putzt.

        Autor, Titel und Anlass des Gedichtes wirst du sicher selbst kennen….


      3. Ich muss nicht Mitglied sein, um diesen Aufruf zu unterstützen.

        Den Text kenne ich übrigens als Lied und hab es oft gesungen. Für alle Unwissenden. Der Text stammt von Erich Mühsam, wurde 1907 geschrieben und verspottet unter dem Eindruck der russischen Revolution von 1905 die Sozialdemokraten.


      4. Meinen Mitgliedsausweis zeige ich mit der digitalen Unterschrift dort ja nicht. Aber du hast recht. Ich bin stilles Mitglied der ehemals größten Partei Deutschlands. Naja, dennoch versuche ich hier keine parteipolitische Werbebühne draus zu machen und will eigentlich jede Partei kritisch beobachten und bewerten. Es gibt viele Punkte, die ich auch an anderen Parteien gut finde und weiß auch nicht, ob meine damalige Entscheidung zum Beitritt so richtig war.


      5. Na sorry, du sprichst von DEINER „SPD“ als wenn du Münteferings geistige Ergüsse auswendig gelerrnt hattest. Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, sich zwischen einer Ablehnung des Reformismus und einem treuen Bekenntnis zur SPD zu entscheiden.


      6. „Es gibt viele Punkte, die ich auch an anderen Parteien gut finde “

        Das ist mir völlig bewusst, dass du Parteien gut findest, sonst würden in deinem Blog mehr kritische Beiträge und weniger weichspülende Rezeptionen deines BWL-Studiums auftauchen. Ähnlich wie Sebastian kritisierst du nur die Fliege die auf deinem Tellerrand sitzt, anstatt mal zu sagen, dass die Suppe versalzen ist.


      7. @ daburna
        -“ Ich bin stilles Mitglied der ehemals größten Partei Deutschlands….“-
        Das war die SED! Ich will nicht unterstellen, dass hier eine stille Mitgliedschaft in der Linkspartei besteht.
        Wenn man hier akzeptiert, dass in der DDR auch Deutsche gelebt haben, war immer noch die SED die mitgliederstärkste Partei Deutschlands.
        SPD max. 1,022 Mio Mitglieder:
        http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:SPD_Mitgliederentwicklung.svg
        Die SED hatte zuletzt etwa 2,3 Millionen Mitglieder:
        http://de.wikipedia.org/wiki/SED


  2. Hmm…ich hatte gedacht, hier kein reines Loblied zu singen. Kritische Äußerungen sind schließlich vorhanden. Ich lob doch eigentlich nur, dass die SPD endlich ihre Position als Oppositionspartei akzeptiert und versucht durch Online-Kampagnen wieder Fuss zu fassen. Das hat meiner Meinung nach nichts mit Müntefering, Schröder oder sonstwem zu tun.

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    1. Na doch, allerdings muss ich gestehen, dass ich deine Haltung nicht ganz unsympathisch finde, sonst würde ich mich nicht auf die Diskussion hier einlassen. Mein Eindruck ist einfach, dass du auf einen guten Weg bist, doch irgendwie Angst vor bestimmten Autoritäten hast, um einfach zu sagen, Leute wie Müntefering etc. erzählen mehr Müll als der Tag lang ist, um ihre eigene Macht zu erhalten.

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    2. Ich will es dir nicht so schwer machen, also nehme ich mal einen Beitrag heraus. Du findest es gut, dass die SPD eine Abstimmung über die Kopfpauschale will, ich hingegen sage, dass die SPD dabei schon auf falsche Voraussetzungen aufbaut: Weil wer sich auf eine Diskussion über die Kopfpauschale einlässt, akzeptiert indirekt schon die Notwendigkeit der Kommerzialisierung des Gesundheitswesens.

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      1. Nur um der Richtigkeit willen: BWL ist eines meiner beiden gleichrangigen Nebenfächer. Hauptsächlich studier ich ja doch noch Geographie.

        Den Umbau des Gesundheitssystems mit EInschränkungen für uns wie der Praxisgebühr hat die SPD nach der Kohl-Regierung weitergeführt. Daher ist die Partei leider schon auf der falschen Schiene. Deine Kritik kann ich gut verstehen. Hiess es nicht vor kurzem auch Gesundheitsfond VS Kopfpauschale. Da war die SPD noch an der Regierung. Kritik an der Partei ist durchaus berechtigt und ich selber denke der Umstrukturierungsprozess nach der letzten Wahl ist noch immer nicht erfolgreich zu Ende gebracht. Die Partei muss noch mehr auf die Basis hören und wieder sozialer werden.


  3. @Manfred Peters: Bildungslücke und Ausblenden der Geschichte meinerseits. Die SED meinte ich natürlich nicht.

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