Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Nokia!

Es ist wieder soweit. Politiker und andere selbsternannte Gutmenschen wollen uns sagen, was oder bei wem wir etwas kaufen dürfen. Der Grund liegt klar vor uns und ist nachvollziehbar. Nokia schliesst sein Werk in Bochum und zerstört somit wohl ca. 4.000 Arbeitsplätze. In unserer Gesellschaft der Existenzängste fühlt sich jeder Arbeitende betroffen. Oder denkt an seine Kinder und deren Zukunft in diesem System. Sogar Politiker solidarisieren sich und verbannen ihr Nokia Handy aus dem Büro und bitten um die Anschaffung eines anderen Modells. Laut der Zeitung WELT war das Nokia-Werk das letzte Handy-Werk in Deutschland. An die BenQ-Story sei an dieser Stell kurz erinnert. Also, von welchem Hersteller soll ich mir denn jetzt ein Handy kaufen? Herr Struck, haben Sie schon einen Weißbuch der Handyherstellung erstellt?

Die Fachzeitschrift Connect listet aktuell in der Top 10 Liste der gesteten Handys sieben Spitzenmodelle von Nokia. Erst auf dem achten Platz kommt ein Modell von Samsung, dann SonyEricsson und Motorola. Also aus Solidarirät auf Qualität und Ausstattung verzichten? Was fordern Sie da überhaupt?

Sehr geehrte Politiker, das ganze kommt nicht von ungefähr. Sie vertreten dieses System. Sie haben die gesetztlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Man gab dem Kind den Namen Globalisierung. Genauso ist jedoch auch der Mensch der heutigen Gesellschaft schuld. Alles soll möglichst geil billig sein. Ob dabei Arbeitsplätz in Deutschland verlohren gehen oder ob es in China Menschenrechte, Umweltschutz oder Kinderarbeit gibt, das ist dabei egal.

Und jetzt kommt einer daher und stellt Schilder vor Handygeschäften auf mit der Aufschrift: Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Nokia! Die Zeiten hatten wir schon. Das will keiner wieder haben.

Deutsche! Wehrt euch! Kauft nich bei Nokia!

EDIT (23.01.2008): Einen differenzierten Blickwinkel bekommt man bei Michael Schöfer zu lesen.

12 Kommentare


  1. Das schaut mir ja ganz und gar nach einer Montage aus.

    Aber wie ich schon anderswo erwähnte, wie handhaben es denn die lieben, deutschen Unternehmen im Ausland?

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    1. Nene, das ist schon ein richtiges Foto. Vor 4 Stunden hier gemacht.

      So handhaben es doch alle Unternehmen. Das ist einer der vielen Kritikpunkte an der Globalisierung. Produktion in Billiglohnländern. Der mündige Verbraucher will es so. Der Aktionär erst recht, denn so steigert sich die Rendite.

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  2. Mit deinem Beitrag triffst du genau ins Schwarze: Bei welchem Hersteller darf man denn noch als „guter Deutscher“ kaufen? Der Fall NOKIA ist im Endeffekt nur der letzte Dominostein in einer ganzen Reihe von Fabrikschließungen durch die Industrie. Wobei NOKIA noch weniger volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet, als es der Fall BENQ damals tat. Dort wurden nämlich nicht nur jede Menge Arbeitsplätzte vernichtet, sondern auch von Deutschen gesammeltes Know-How (Siemens) mitgenommen.

    Das die Politiker wieder mit sinnfreien Sprüchen vorpreschen ist aber kaum verwunderlich, schließlich ist es ja Wahlkampfperiode!

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  3. Das Ganze erinnert mich an die Geschichte von Herrn Müller. (http://www.verdi-blog.de/arbeiterinnen/7/viewentry/690)

    Ich finde schon, dass Nokia sich falsch verhält. Wenn sie mit den Betroffenen und Politikern nicht mal reden wollen, sondern die Entscheidung mit aller Ignoranz und Arroganz durchziehen, müssen sie ertragen, dass über sie geredet wird. Und dann wird halt das saubere Markenimage ramponiert.

    Gut wäre es, wenn als Folge dieser Debatte tatsächlich weniger Subventionen an Konzerne fließen würden. Da könnte so ein Ereignis der richtige Anlass sein.

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    1. Die Müller-Storie erhielt ich per Mail und wußte damals nicht so, was ichd avon halten soll, da mir die Person gerne Spam oder Hoaxes weitergeleitet hatte. Ich würd hier den Schluß aber umkehren und nicht einfach alle Firmen / Produzenten boykottieren, die „böse“ sind, sondern, da kaufen, wo fair gearbeitet wird. Das ist zwar nicht leicht, aber man muß es versuchen, denn bekanntlich ändert sogar der kleinste Schritt etwas.

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  4. Ich werde doch jetzt wohl kaum auf Qualität verzichten. Ein Handy kostet einen haufen Geld und die mit weniger Ausstattung von einem anderen Anbieter kosten keinen Cent weniger. Natürlich tun mir die Mitarbeiter leid, welche Ihren Job verlieren. Aber so ergeht es hunderten jeden Tag das Firmen abwandern und schließen müssen und die Mitarbeiter Ihren Job verlieren. Da stellt sich kein Politiker dahinter, warum auch Nokia ist ja das perfekte Wahlkampfmaterial. Hauptsache man tauch in allen Nachrichten auf und erzählt denen das man alles dafür tun wird. Aber getan werden kann eh nichts. Man hat Nokia Millionen Euro gezahlt und das Nokia immer mehr Geld machen will und Kosten einsparen muss um überhaupt Marktrentabel zu sein und abwandert ist nur ein logischer Prozess. So funktioniert die Marktwirtschaft von heute leider nunmal.

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    1. So funktioniert die Marktwirtschaft von heute leider nunmal.

      So funktioniert auch Politik nun mal. Welcher Politiker soll den erklären, dass er sich nicht für Arbeitsplätze in seiner Region einsetzt? Es gibt viel zu viele „Realpolitiker“, die darunter verstehen, großzügig Subventionen an Konzerne zu verteilen.

      So ein Ereigniss kann doch ein guter Anlass sein eine Entscheidung durchzusetzen, die sonst von Industrielobbyisten mit allen Mitteln bekämpft würde. Wenn die Subventionen dann in sinnvollere Projekte fließen (Förderung des Mittelstands, Senkung von Lohnnebenkosten etc.), die langfristig wirksam sind, ist viel erreicht.

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  5. Es ist ziemlich verlogen von der Politik wenn man jetzt zum Nokia Boykottaufruft. Die Politik hat die Rahmenbedingungen geschaffen, dmait so etwas geschehen kann. Mann hätte lieber die Gelder in die Bildung der Menschen investiert als Sie Nokia in den Rachen zu werfen.

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  6. Bringt doch sowieso alles nichts! Als ob die sich davon beeindrucken lassen. Die Nokia Teile werden ja jetzt auch schon verstärkt verlost auf Portalen wie sms-puls.de oder man verkauft sie mit 1000 free sms oder sowas!

    Lg, Andreas

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