Erdöl-Eldorado in Mecklenburg-Vorpommern?

Greenpeace mit Kampagne gegen Ölbohrungen in Mecklenburg-Vorpommern
Mitglieder der Greenpeace-Ortsgruppe Greifswald posieren mit Transparent der Kampagne gegen Ölbohrungen in Mecklenburg-Vorpommern.

CEP sucht nach Öl in Vorpommern

Visionen für die Entwicklung des strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern sind gefragt. Und da es seit Jahren keinen Masterplan gibt, klammert sich die Landes- und Lokalpolitik an jeden Strohhalm. Seit einigen Jahren wird mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Ostsee Zeitung über mögliche Erdölvorkommen in Mecklenburg-Vorpommern schwadroniert. Urheber dieser Vision ist das deutsch-kanadische Unternehmen Central European Petroleum GmbH (CEP). CEP führt seit 2009 Erkundungen in Vorpommern durch.

Ende Juni gab es die Nachricht, dass die Explorationsarbeiten im Feld „Big Barth“ nach ersten vorläufigen Ergebnissen auf ein „geologisches Ressourcenpotenzial von 250 Millionen Barrel Öl“ hindeuten würden. „Vorbehaltlich weiterer Testarbeiten und -bohrungen gehen wir gegenwärtig davon aus, circa 15 Prozent dieser Ressourcen fördern zu können“ hieß es weiter von Seiten CEPs. Außerdem würden die geologischen und geophysikalischen Daten darauf hin deuten, „dass ‚Big Barth‘ nur ein Teil einer noch viel größeren konventionellen Lagerstätte sein könnte, die sich unter dem westlichen Vorpommern erstreckt“. In der Ostsee Zeitung wurde daraufhin von jährlichen 500 Millionen Euro Steuereinnahmen für Mecklenburg-Vorpommern geträumt.

Sensationsfund in Vorpommern

Das Windland Mecklenburg-Vorpommern könnte also zum Erdöl-Eldorado werden. Könnte, denn es sind alles Schätzungen. Zum Vergleich sollte man andere Erdölfelder Deutschlands heranziehen. Das Feld „Mittelplate“ liegt in der Nordsee vor Schleswig-Holstein und ist das größte Ölfeld Deutschlands. Die Vorräte werden auf ursprünglich mehr als 100 Millionen Barrel angesetzt. Sensation! Demnach würde in Vorpommern mindestens das zweieinhalbfache von „Mittelplate“ im Boden liegen. Wie geht es eigentlich Schleswig-Holstein oder dem Landkreis Dithmarschen, vor dem „Mittelplate“ liegt? Sprudeln da Öl und Steuergeld in fabelhafter Synchronität?

In der bundesweiten Presse gab es auf die Meldung kaum Widerhall. Einzig Die Welt und der Focus berichteten darüber und jubelten über den „Öl-Schatz“ in Angela Merkels Wahlkreis. Die Mühe unabhängige Geologen zu befragen, hat sich niemand gemacht. Auch nicht zu recherchieren, wer eigentlich hinter CEP steckt. Das Unternehmen wurde 2006 in Kanada gegründet und hat 2008 eine deutsche Tochtergesellschaft eingetragen. Über mögliche Investoren oder Verbindungen mit anderen Großen der Branche ist nichts bekannt. Zumindest stecken sie viel Geld in Werbung und Pressearbeit. Die aktuelle Wochenendausgabe der OZ ziert eine halbseitige Anzeige von CEP.

Erdöl für die Seele

Schlechte Nachrichten haben wir genug. Die Werften des Landes gehen zu Grunde, da bringen Nachrichten von sagenhaften Erdölfunden ein wenig Licht ins dunkle Alltagsleben. Vorpommern ist nur eine Bohrung von dem großen wirtschaftlichen Aufschwung entfernt: Sprudelt erstmal das Öl, wird alles gut, so der mediale Tenor. Trotz möglicher Mehreinnahmen für das Land wird die Region davon dennoch kaum wirtschaftlich profitieren. Viele Arbeitsplätze bringen Erdölförderanlagen nicht und Raffinierien oder erdölverarbeitende Industrien wird sich hier wohl auch niemand wünschen.

Gibt es überhaupt Öl in der genannten Menge und lohnt sich die Förderung wirtschaftlich? Oft genug wurde in anderen Fällen vermutete, gesucht, geschätzt, gefunden, dementiert und alles wieder abgeblasen. Bis dahin werden wir in Vorpommern weiter Neues vom feuchten Traum des Erdöl-Eldorados lesen können.

So ist der Erdöltraum Balsam für die Seele des wirtschaftlich gebeutelten Landes. In naher Zukunft wird es bergauf gehen. Wir sind noch wer! Deutschlands größtes Erdölfeld. Moment. Erdöl in Mecklenburg-Vorpommern? Da gab es mal eine etwas andere Erklärung von Extra 3.

Greenpeace sammelt Unterschriften gegen Ölbohrungen

Die Greenpeace Ortsgruppe Greifswald-Stralsund macht seit Langem mobil gegen die geplanten Ölbohrungen an Land und in der Ostsee. Das Vorhaben würde die Natur und die Urlaubsregion gefährden sowie außerdem die Energiewende ausbremsen. Mit einer Unterschriftensammlung unter dem Motto „MV tut gut ohne Öl!“ will Greenpeace nun die Bohrungen verhindern. Unterschriften sind hier möglich. In einem kurzen Animationsfilm malt die Umweltschutzorganisation ein dunkles Bedrohungsbild durch die Erdölbohrungen.

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