Analyse der Besetzung des Audimax

Die Besetzung des Audimax in Greifswald ist seit Freitag zu Ende. Eine friedliche Einigung mit der Rektorat sorgte für ein einigermassen glimpfliches Ende. Es ist zu bezweifeln, ob die Besetzung das Wochenende über aufrecht erhalten hätte werden können. Teilweise waren die Besetzer nur noch sehr gering vertreten. Donnerstag 12 Uhr sassen nur noch drei einsame Besetzer vor ihren Laptops im Hörsaal.

Was war nun der Grund für die schwache Beteiligung der über 12.000 Studierenden in Greifswald? Gibt es keine Probleme an der Uni? War es die schlechte und spontane Organisation der Besetzer im Vorfeld? Lag es an schlechter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit? Oder ist die heutige junge Generation einfach nur eine Generation Spaß bzw. bespasst werden?

MANGELNDE ORGANISATION IM VORFELD

Sicherlich lag es nicht daran, dass keine Probleme vorhanden wären. Dafür gibt es zuviele Studiengänge, die erst kürzlich auf Bachelor umgestellt wurden und Institute, die im wahrsten Sinne des Wortes verrotten. Einige Studierende mögen sich an den Verbesserungen der letzten Jahre freuen, auf die auch der RCDS in einer Stellungnahme zu der Besetzung hinweist, doch viele haben Probleme. Aber vielleicht sind diese Probleme ertragbar oder nur gering.

Die Organisation ist sicher ein Punkt, an dem es mangelte. Wer von der geplanten Besetzung mitbekommen hatte, wußte nur, dass diese Aktion ansteht. Über konkrete Forderungen oder Ziele herrschte keine Klarheit. Erst mit der Besetzung wurde über Mängel und Forderungen an die Uni nachgedacht. Klare Ziele mobilisieren im Vorfeld sicherlich besser.

SCHLECHTE MOBILISIERUNG VOR UND WÄHREND DER BESETZUNG

Die Mobilisierung lief Donnerstag abend an und die Infos sollten nur unter der Hand verbreitet werden. Möglicherweise war die Zeitspanne bis zur Besetzung zu kurz und das dazwischen liegende Wochenende hinderlich. Wieso alle örtlichen Medien und die Unileitung dennoch Wind davon bekommen hatten, bleibt spannend.

Doch auch als das Audimax besetzt war und die Nachrichten davon in der digitalen Welt umgingen, wuchs die Zahl der Besetzer nicht groß an. Zwar jubelten viele Twitter-Benutzer und es kam im Laufe der Woche zu vielen Solidaritätsbekundungen seitens der Fachschaftsräte und politischen (Hochschul-)gruppen, doch die Begeisterung unter den Otto Normalstudierenden blieb gering.

Aus Gesprächen am Wochenende mit ungefähr 10 Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen und Semesterzahl ergab sich, dass viele gar nicht oder erst sehr spät von der Besetzung erfuhren. Die meisten fanden Protest sinnvoll, waren jedoch über die Ziele der Besetzer im Unklaren.

Ein anderer Komilitone erzählte von schlechter Mobilisierung vor dem Audimax. Zwar stand dort ein Besetzer mit Flyern, verteilte die aber nicht von sich aus, sondern stand etwas schüchtern dort und reagierte nur auf Nachfrage. Auch sprach er nicht von Forderungen, sondern nur von der angeblich bevorstehenden Räumung. So soll er gesagt haben: „Vielleicht kommt heute abend die Polizei zur Räumung. Das wird sicher cool“.

Multimedial waren die Besetzer innerhalb weniger Stunden im Internet präsent. Sie hatten einen Twitteraccount und einen Blog eingerichtet. Doch in der virtuellen Welt sind die wenigsten Studierenden in Greifswald aktiv untewegs. Eine gezielte Zusammenarbeit mit den positiv gesonnenen Fachschaftsräten und Hochschulgruppen im Vorfeld könnte mehr Studierende zu solchen Protestaktionen motivieren.

UNPOLITISCHE, UNTÄTIGE GENERATION?

Ob die heutige junge Generation einfach nur eine „Generation Spaß“ ist, ist schwer zu sagen. Ich denke nicht. Bei der Bundestagswahl kam die Piratenpartei besonders bei jungen Menschen sehr gut an und zeigte, dass diese Generation definitiv nicht unpolitisch und still ist. Diese Generation muss nur mobilisiert werden, aber das gestaltet sich vielleicht schwieriger als früher.

Dennoch gibt es eine klare Tendenz zur „das ist mir doch egal“ Haltung. Probleme, von denen man nicht selber betroffen sind, sind PAL (Probleme-anderer-Leute). Die Solidarität mit anderen Mitmenschen ist gesunken. Doch Probleme anderer können schnell eigene Probleme werden z.B. gibt es keine Garantie für keine Studiengebühren in Mecklenburg-Vorpommern.

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