Weg mit Slip und BH, denn jetzt ist FKK!

Schwimmbecken
Das Wasser eines Schwimmbeckens irgendwo in Deutschland. Foto: Maria Lanznaster / pixelio.de

Es ist, als ob ich da in ein mehr oder weniger geheimes Swingertreffen geschlittert bin. Eine Therme irgendwo in Nordhessen im September. Es ist eine dunkle noch lauwarme Freitagnacht gegen 22 Uhr. Zu zweit reisen wir aus Berlin per Auto an. Warum 600 Kilometer zu einer Therme fahren? Es ist der entspannte Auftakt einer Pfadfinder-Vorstandssitzung über das Wochenende. Um gemütlich reinzukommen und den Alltagsstress zu vergessen, geht es also in das salzhaltige warme Wasser der Therme.

In der Therme ist diesen Tag länger geöffnet. Orientalische Nacht oder sowas. Die anderen zwei Vorstandsmitglieder sind schon da. Als ich die Umkleide betrete, ertönt eine fröhliche Männerstimme über die Lautsprecher: „Weg mit Slip und BH – denn jetzt ist FKK!“ FKK im verklemmten Westdeutschland? Das ist eigentlich schon sehr speziell. Hier schämt man sich doch häufig für seinen nackten Körper. Aber die Gäste lassen tatsächlich alle Hüllen fallen. Niemand hat noch Badesachen an. Bis auf uns.

Die Stimmung ist etwas merkwürdig. Eine gewisse Spannung oder Erwartungshaltung liegt in der warmen Luft. Viele der Gäste kennen sich, kennen das Personal. Drei verschiedene Solebäder, zwei Whirlpools und mehrere Saunen warten auf uns. Ja, hier kann man entspannen, sich im salzhaltigen Bad treiben lassen und die „Schwerelosigkeit“ genießen.

Je später der Abend, desto merkwürdiger wird allerdings die Kulisse. In der Sauna gibt es Bauchtanzaufguss. Im inzwischen fast leergespülten Bad stehen zwei Paare nebeneinander am Beckenrand. Sie stehen nicht einfach, sie küssen sich zärtlich und bewegen sich rhythmisch. Sie verbergen nicht, dass sie gerade miteinander Sex haben. Andere Gäste sehen hin, die Paare lassen sich nicht stören, die Gäste ebenfalls nicht, auch nicht die Bademeister. In etwa so habe ich mir immer einen Facette der spätrömischen Dekadenz ausgemalt.

Jetzt weiß ich auch, was ich den ganzen Abend merkwürdig fand: Es knistert erotisch zwischen den anderen Gästen. Angesichts der sexuell aufgeladenen Stimmung und der späten Uhrzeit, entschließen wir uns zu gehen. Beim Duschen dann die nächste unangenehme Überraschung: Ein Mann guckt nicht nur mal so zum obligatorischen Schwanzvergleich rüber in meine Duschkabine, nein er glotzt gezielt und lange. Vor der Umkleide sehen wir den Glotzer mit seinen rapist glasses wieder. Entspannt bin ich schon lange nicht mehr. Nächstes Mal gibt es einfach nur einen Abend am Kamin.

Foto: Maria Lanznaster  / pixelio.de

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