Alle zwei Jahre nervt er wieder: Der Fußballwahn

Deutschland vs. Schweden // Germany vs. Sweden, Heiligengeistfeld, 2006-06-24
Fahnenmeer beim Public Viewing während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Hamburg. Foto: Martin Schmid.

Ich finde Fußball langweilig und die Europameisterschaft geht mir – schlicht gesagt – am Arsch vorbei. Es mag für viele wie ein Sakrileg klingen, denn ich bin ein Mann und aus Deutschland.

Alle zwei Jahre kommt wieder eine Welt- oder Europameisterschaft und jedes mal ist es Zwang, selbst als Nicht-Fußballfan die deutsche Nationalmannschaft zu unterstützen. Pustekuchen. Bei der Bundesliga kann Mann sich noch rausreden und es wird akzeptiert, kein Fan zu sein. Aber sobald es ein Länderspiel gibt, „geht es doch um Deutschland“, also um „uns“. Desinteresse wird schlimmstenfalls mit Vaterlandsverrat gleichgesetzt.

Ich kannte noch nie mehr als zwei oder drei Spielernamen aus dem Kader der Nationalmanschaft. Wozu auch? Nummernsaufen kann man auch so. Das seit der WM 2006 jedes Mal erneut aufblühende schwarz-rot-güldene Merchandisemeer finde ich eher befremdlich, als dass ich Wörter wie „Sommermärchen“ benutzten würde. Gerade im Zusammenhang mit dem schon erwähnten „Vaterlandsverrat“ hat der kollektive Nationalmannschafts-Taumel doch einen säuerlichen nationalistischen Beigeschmack.

Mein Herz hüpft nicht höher, wenn in der 76. Minute das Führungstor für Deutschland fällt, meine Augen vergießen keine Tränen, wenn die deutsche Nationalmannschaft Elfmeter verschießt und ausscheidet. Es ist mir einfach gleichgültig.

Euer enthusiastisches Mitfiebern kann ich akzeptieren, aber erwartet nicht von mir, mich genauso zu verhalten. Das einzige, was mir die internationalen Fußballereignisse ein wenig schmackhaft macht, sind die Spielzusammenfassungen der Band Blumentopf. Ansonsten ist der Spuk hoffentlich bald wieder vorbei.

Foto: Martin Schmid // Lizenz CC BY-ND 2.0

4 Kommentare


  1. Ah, Danke für den Hinweis! Hatte garnicht an die Raportagen gedacht…

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  2. „Aber sobald es ein Länderspiel gibt, “geht es doch um Deutschland”, also um “uns”.“

    Genau so wird schwadroniert und damit gezeigt, wie weit die Volksverblödung vorangeschritten ist.
    Dabei geht es zuerst ums Kassieren und darum, die Masse bei Laune zu halten. Und das funktioniert bestens, und wir sind die Außenseiter, mitunter nicht einmal mehr Deutsche:
    http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.de/2010/05/indirekt-oz-erkennt-mir.html

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    1. Wer nicht mitfiebert, gehört nicht dazu und wird komisch angeguckt. Diese Intoleranz gegenüber Nichtfans ist schon ein sehr unangenehmes Gefühl.

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