So sieht Demobilisierung und Kriminalisierung im Vorfeld aus! „Demo gegen Rechts: Polizei rückt mit 500 Beamten an“ titelt die Ostsee Zeitung heute im Greifswalder Lokalteil.
Dem durchschnittlichen Bürger wird alleine durch die Überschrift und den damit gewählten Fokus auf die hohe Polizeipräsenz schon etwas mulmig. Im Text zu der am morgigen Samstag, den 10. Dezember 2011, ab 13 Uhr am Südbahnhof Greifswald startenden Demonstration gegen Nazis heißt es dann, dass „schwarz gekleidete und vermummte Linksextremisten“ anreisen sollen.
Jeder mit schwarzer Jacke wird morgen also als Linksextremist abgestempelt und kriminalisiert. Bevor das aber geschieht, empfehle ich den Blick in den eigenen Kleiderschrank. Na, wie viele der dort hängenden Jacken sind bunt? Selbst OZ-Redakteure sollen bereits in dunklen Jacken gesehen worden sein.
Wenigstens am Ende des zweiten Absatzes gibt es ein klein wenig Entwarnung: „Konkrete Hinweise auf mögliche Auseinandersetzungen [zwischen Links- und Rechtsextremisten] soll es nach OZ-Informationen bisher aber noch nicht geben.“ Dennoch schwebt nach Lesen dieses Satzes Krawall in der Luft. Da möchte der Otto-Normal-OZ-Bürger lieber nicht anwesend sein. Wieso auch, selbst die Grünen sind laut Artikel gegen die Demo.
Und so schreibt der Redakteur: „Bürgerliche Initiativen und Parteien werden sich diesmal aber nicht an der Veranstaltung beteiligen.“ In diesem Fall kann man schon von gezielter Desinformation sprechen. Zwar sehen viele Personen den Demoaufruf und das martialische Auftreten sehr kritisch, doch mit der Begrifflichkeit „Bürgerliche Initiativen und Parteien“ sind nicht nur CDU und FDP gemeint. Das breite Bündnis aus Unterstützern sieht zur Zeit so aus:
- 18.11.2011: Greifswalder Sektionen M.u.S.i.K. und H.i.G.H. der Hedonistischen Internationalen: 10.12. Nazis Wegbassen!
- 23.11.2011: Greifswald Nazifrei: Zusammen sind wir mehr…
- 26.11.2011: Jusos Südvorpommern: Jusos rufen auf zur Anti-Nazi-Demo
- 06.12.2011: Studierendenparlament der Uni Greifswald: Spricht sich in einem Antrag für Demoaufruf aus
- 07.12.2011: Vollversammlung der Studierendenschaft Uni Greifswald: Spricht sich für Demoaufruf aus
- 09.12.2011: Bündnis 90/Die Grünen KV Vorpommern-Greifswald: “…weil es uns alle angeht”: Aufruf zur Anti-Nazi-Demo am Samstag, 10.12.11, 13:00 Uhr, am Südbahnhof Greifswald
- 09.12.2011: Piratenpartei Vorpommern-Greifswald: Piratenpartei verurteilt rechte Gewalt und verlangt Klarstellung
- 09.12.2011: Der Allgemeine Studierendenausschuss der Uni Greifswald fordert per E-Mail alle Studierenden zur Teilnahme an der Demonstration auf.
- 09.12.2011: SDS [’solid] Greifswald: Zieht euch warm an Antifa Demo Greifswald
- 09.12.2011: Grüne Hochschulgruppe Greifswald: Laut und vielfältig gegen Neonazis – morgen, 10.12., 13 Uhr ab Südbahnhof
Angesichts der Vorfälle diese Woche mit NPD-Anhängern im SA-Stil, handgreiflichen NPD-Abgeordneten und das Herunterspielen beziehungsweise komplett unter den Tisch kehren der Vorfälle in der Lokalpresse und bei Lokalpolitikern aller Couleur, ist es wieder Zeit zu zeigen, dass Greifswald bunt und nicht braun ist. In diesem Sinne: Morgen ab 13 Uhr Nazis wegbassen! Kommt zum bunten Block!
Foto: Screenshot aus OZ vom 09.12.2011
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Die Grüne Hochschulgruppe/Grüne Jugend unterstützt ebenfalls die Demo: http://www.wildwuchs-mv.de/?p=1789
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Ist in der Liste ergänzt worden.
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schade, bisher waren deine Blogeinträge immer recht ausgewogen, aber nun fängst du auch an mit Halbwahrheiten. Okay, die Schlagzeile war unglücklich gewählt, aber im Text stand doch, warum die Polizei mit 500 Mann anrückt: um „den Demonstrationszug vor Übergriffen … zu schützen.“ Kann es sein, dass du hier die Polizei kriminalisierst? Dieses Mal seid ihr doch diejenigen, deren Demonstrationsrecht gesichert werden muss. Und wenn das stimmt, was Defiant als Demo-Motiv angibt, dass nämlich rechte Gewalt in Greifswald so zugenommen habe, scheint das auch bitter nötig zu sein.
Aber diese fürchtet die Polizei offenbar weniger als die Provokationen aus dem schwarzen Block, der aus Hamburg und Berlin anreisen soll. Und dies Einschätzung erfolgt nicht aus politischen Gründen (deshalb traut sich keiner das offen zu sagen), sondern aus bitteren Erfahrungen der Polizisten.
Und das dürfte (und muss) jedem Teilnehmer bewusst sein, deswegen ist es nur richtig, wenn Fischer darauf aufmerksam macht.
Ich denke also, dieser Artikel ist recht ausgewogen und von Verantwortung getragen.
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Es ging bei dem Polizeieinsatz wohl eher um den Schutz vermeintlicher Neonazis. Wenn in unmittelbarer Nähe des Wohnsitz von M.G. zwei Wasserwerfer aufgefahren werden, soll dieser vor Übergriffen geschützt werden. Glücklicherweise kam es zu keinem!
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siehst du, so ein Motiv unterstellt der Polizei einer, der gegen sie eingestellt ist. Als Neutraler sage ich, dass die Polizei einer Konfrontaion zwischen Links- und Rechtsextremisten vorbeugen wollte. Und persönlich ergänze ich, dass die Aufstellung der Wasserwerfer unmittelbar an der Straße aber eine Fehlentscheidung der Polizeiführer war.
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@Edward: Wo wir gerade bei Unterstellungen sind: Unterstell mir mal bitte nicht, dass ich generell gegen die Polizei eingestellt bin. Ja, es gibt viele Punkte, die ich an ihr kritisiere.
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mache ich auch, zum Beispiel könnte ich mich noch immer über die Unfähigkeit der Polizeiführer beim Dezember-Castor aufregen.
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Gut, dann sind wir ja jetzt erst mal fertig 😉
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Die Berichterstattung der OZ fällt seit Amlers Weggang nicht mehr durch CDU-Hofberichterstattung, sondern durch Aufopferung des Journalistischen zugunsten des Reißerischen auf. „Hund beißt Mann“ ist bekanntermaßen keine Nachricht wert, das Umgekehrte schon. Nach diesem Prinzip verfährt die Redaktion in Greifswald. Daß dabei journalistische Grundsätze auf der Strecke bleiben, ist klar, und wird zuletzt an der Berichterstattung der Greifswalder OZ über die jüngst unterbrochene Kreistagssitzung deutlich. Nichts von dem Märchen, das da auf der ersten Seite Lokales stand, haben die Teilnehmenden erlebt. Und so erfindet die OZ auch jetzt schon einmal ein „Samstags-Märchen“, da ihr andere diverse Sommer- und Wintermärchen vorweggenommen haben…
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+1!
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Naja, wenn die Abozahlen sinken, muss man sich eben weg vom Qualitäts- und hin zum Sensationsjournalismus bewegen. Ob es Ersteren jemals gab, darüber lässt sich natürlich auch streiten.
Wobei der Qualitätsverfall nicht auf alle Lokalredaktionen im Land zutrifft.
Aber das wird auch nichts daran ändern, dass über kurz oder lang das Konzept lokale Printzeitung stirbt. Wenn selbst überregionale und qualitativ wesentlich hochwertigere Tageszeitungen ständig ihre Preise erhöhen müssen und Abonnenten einbüßen, dann ist das ein sehr guter Indikator.
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„dass du hier die Polizei kriminalisierst?“
Wie soll das gehen?
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war ironisch gemeint. daburna hatte eine Formulierung der OZ als Kriminalisierung der Demonstranten gedeutet, ebenso könnte man seine Formulierung als Kriminalisierung der Polizei deuten. Die Polizei hatte mitgeteilt, dass schwarz gekleidete Linksextrimisten anreisen würden, daraus hatte daburna geschlussfolgert, dass jeder mit schwarzer Jacke zum Linksextremisten gestempelt werden würde.
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Also doch nicht ironisch ?