Hintertreffen? Atom-Allianz?

Der Spiegel titelt so schön „DEUTSCHLAND IM HINTERTREFFEN. Briten und Franzosen schließen Atom-Allianz„. Frankreich und Großbritanien wollen angeblich bei der Entwicklung und dem Bau neuer Kernkraftwerke kooperieren. Gleichzeitig wird Deutschland vorgeworfen kein Energiekonzept zu haben. Die Chefs von RWE und E.on warnen dann gleich auch mal vor möglichen Versorgungslücken und Blackouts, die uns eventuell schon diesen Sommer erwarten könnten. Bullshit! Arbeiten die Kraftwerke etwa so nah am Limit? Sind Stromimporte aus anderen europäischen Staaten unmöglich? Auf jeden Fall gute Panikmache, um vielleicht doch noch den Atomausstieg zu kippen und mit den inzwischen abgeschriebenen Atomkraftwerken richtig viel Geld zu verdienen, und um eine erneute Erhöhung der Strompreise zu rechtfertigen. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem.

Der Bund der Energie Verbraucher zum Thema abgeschriebene Kraftwerke:

Die Atomkraftwerke sind längst abgeschrieben, die variablen Kosten liegen relativ gering. Zwar ist Uran ein endlicher Rohstoff. Durch seine Verknappung stieg der Preis auf über 130 Dollar pro englisches Pfund (454 Gramm). Doch der Brennstoffpreis liegt mit zehn Prozent Anteil an den gesamten Herstellungskosten immer noch sagenhaft günstig. Auch die Personalkosten für Wartung und Betrieb sind vergleichsweise niedrig. Jeder Tag Betrieb in Krümmel beschert den Betreibern eine Million Euro zusätzlichen Gewinn, das kleinere AKW Brunsbüttel 0,8 Millionen. Die verantwortungslose Atomstromproduktion macht die Versorger reich, durch überhöhte Strompreise die Verbraucher arm und gefährdet die Sicherheit aller Menschen in Mitteleuropa.

Meine Meinung nach sind eher Frankreich und Großbritnanien die Länder, die sich hier im Hintertreffen befinden. Mag es zur Zeit auch so aussehen, als ob eine Renaissance der Kernkraft ansteht, es wird definitiv auf das falsche Pferd gesetzt. Nachdem Frankreich nun überall in der Welt (auch im Ex-Schurkenstaat Libyen) Atomkraftwerke verkauft, wird sich diese Investition kurz- bis mittelfristig sicherlich lohnen. Gerade der Export der Atomtechnik könnte sich abermals als Bummerag herausstellen. Wie politisch sicher sind denn die Länder, in die exportiert wird? Führt dieser Transfer nicht zu möglichen militärischen Bedrohungen?

Weiterhin verschärfen sich nun ungelöste Probleme. Die Frage von der Endlagerung ist in vielen Staaten noch nicht gelöst und wird durch neue AKWs nur verschärft. Der Sicherheitsaspekt ist auch noch nicht hinreichend geklärt worden. Dazu kommt, daß die Informationspolitik durch die Betreiber bei Störfällen mangelhaft ist, wie wir in Deutschland im Sommer 2007 festgestellt haben. Atomkraft erzeugt kein CO2 – dieses Argument ist auch falsch. Bei der Herrstellung der Brennstäbe entsteht teilweise sogar mehr CO2 als bei herkömmlichen Kraftwerken. Die Behauptung nur durch Atomenergie könnte der Klimawandel gebremst werden, ist also ein reines Märchen. Wie lange reicht denn bei dem geplanten Neubau von um die 200 Kernkraftwerken weltweit noch der Uranvorrat? Laut Greenpeace sind es maximal 65 Jahre.

Wenn das keine guten Gründe sind, warum Deutschland an dem Atomausstieg festhalten soll, weiß ich auch nicht weiter. Gerade hier kann Deutschland aus dem vom Spiegel betitelten „Hintertreffen“ raustreten und zum Vorreiter der Energieeinsparung und der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien werden. Während ich diesen Artikel schreibe, schieben die Journalisten vom Spiegel einen weiteren Artikel zu dem Thema hinterher, der mit genau dem selben Fazit endet. Also Deutschland, nicht verängstigen lassen von den anderen! Lieber einen eigenen Masterplan erstellen und die anderen Staaten auf europäischer Ebene zum Mitmachen animieren.

Als lustigen Schmunzler gibt es für alle, die bis hier gelesen haben, noch den Satire-Podcast von Extra 3 zum Thema Atomkraft.

Ein Kommentar


  1. Nicht zu vergessen, dass in den Hitzesommern der vergangenen Jahre immer wieder Großkraftwerke (Atom und Kohle) abgeschaltet werden mussten, weil die Flüsse zu wenig Kühlwasser führten. Da hilft nur: Atomausstieg selber machen.

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