Anti G8 6. Juni – Blockade um Heiligendamm

Nach dem doch recht spannenden Tag gestern in Laage, schliefen wir heute morgen aus. Also erst spät Frühstück, dann checkten wir erstmal das Internet auf neue Infos zur Anti-G8-Kampagne und erfuhren, daß es gelungen sei mit 6000 Demonstranten in die Demoverbotszone um Heiligendamm vorzudringen. Also erstmal die staunenden Münder geschlossen und den Fernseher angeschmissen. Die Bilder, die wir dort sahen waren unglaublich: 1000sende, die durch Wiesen, Felder und Wälder die Absperrungen der Polizei umgangen waren. Obwohl es schon recht spät war, machten wir uns um 14 Uhr auch auf den Weg dorthin.

Angekommen in Bad Doberan, dem Ort an dem man den kürzesten Weg zur großen Blockade an dem Gate an der Galopprennbahn, machten wir uns zusammen mit weiteren Demonstranten auf den Weg zum Anti-G8-Infozelt. Dort wurde uns gesagt, daß es noch locker möglich sei, über die Wiesen zu der Straßenblockade dazu stossen. Also nicht lange gefackelt und ab. Erstmal an der Straße entlang. Da stand natürlich überall die Polizei und hatte zwei Kontrollpunkte errichtet. An dem Ersten wurden die Rucksäcke durchsucht und mitgebrachte Trinkflaschen auf trinkbaren Inhalt durch Selbstverkostung durch den Mitbringenden untersucht, eine Leibesvisitation fand nicht statt. Die Polizei war sehr freundlich und machte einen deeskalierenden Eindruck. Am zweiten Posten ging es dann nicht mehr weiter. Hier gaben wir die, vom ersten Posten mitgebrachten, Wasserflaschen für die Blockierenden ab. Weiter durften wir laut Polizei nicht mehr.

Ab durchs Feld

Es standen aber nur wenige Polizisten dort und auf den Feldern ringsum war zu erkennen, daß sich viele Leute auf diesem Weg zur Blockade vorkämpften. Das war auch ziemlich einfach, wie sich dann später zeigte. Auch wir nahmen diesen Weg und waren schnell an der blockierten Zufahrtstraße zum G8 Tagungszentrum Heiligendamm angekommen. Mindestens 4000 friedliche Leute blockierten hier die Straße.
Blockade
Eine interessante Szene gleich zu Beginn, war das Erscheinen von mehreren Polizeifahrzeugen an dem einen Ende der Blockade. Diese forderten dazu auf, die Straß zu verlassen. Nach kurzem Warten drehten sie wieder um. Eine handvoll vermummter Radaumacher hatte in diesem Moment schon Steine vom Gleisbett der Schmalspurbahn Molli gesammelt. Dies sahen die anderen Demonstranten und sofort kamen Sprechchöre wie „Keine Steine!“ oder „Keine Gewalt!“ auf. Die Steine wurden dann zum Glück wieder fallen gelassen.

Weder die Polizei noch die Demonstranten benahmen sich in der gesamten Situation provozierend oder gewalttätig. Um Sicherheitszaun standen allerdings ein Räumfahrzeug und mehrere Wasserwerfer sowie Polizisten. Hubschrauber flogen die ganze Zeit im Dauereinsatz hin und her und brachten Staatschefs, Delegierte und neue Polizeieinheiten nach Heiligendamm. Der ständig vorhandene Hubschrauberlärm hörte sich an, als ob wir im Wespennest sitzen würden.

Gegen 19:30 Uhr mußten wir leider wieder weg, da morgen die Uni ruft. Auf dem Rückweg kamen uns nun zwei oder drei Hundertschaften der Polizei zu Fuß entgegen. Es waren nun weniger Demonstranten am Start. Die Straße wurde dafür nicht mehr durch die Checkpunkte kontrolliert. Man konnte sich der Blockade nun anschliessn, ohne den Umweg über das Fled nehmen zu müssen.

Polizei marschiert auf

Ich hoffe, die Blockade wird noch lange gehalten und die sich gegenüberstehenden Parteien bleiben weiter so ruhig wie bisher. Eine Eskalation wäre fatal. Im Wald neben der Straße liegen noch mehrere hundert Meter Nato-draht. Ein Wasserwerfereinsatz würde die Gefahr bringen, sich dort zu verletzten.

Sicherheitszaun um Heiligendamm

Diese Protestaktion ist sehr gut gelungen. Alle Zufahrtswege nach Heiligendamm waren blockiert. Die Delegierten mußten nun per Schiff und Hubschrauber dorthin gebracht werden. Die Polizei wurde überrascht und überrollt. Peinlich!

Während der Veranstaltung wurde ein Polizist in zivil enttarnt. Wobei die Bezeichnung „zivil“ nicht für das steht, wie der Polizist rumlief: als vermummtes Mitglied des „Schwarzen Blocks“. Ob dieser nur passiv Daten sammeln sollte oder aktiv Steine schmeissen und so die ganze Sache eskalieren sollte?

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