Was für eine Überschrift, was für ein heikles Thema! Liest man den Artikel „Wandern und vögeln“ von Christian Füller über sexuellen Missbrauch bei den Wandervögeln entsteht im Kopf das Bild einer Bewegung von lauter Päderasten, die umgehend verboten gehört oder sich selbst auflösen sollte. Doch dieses Bild ist falsch.
Fakt ist: Über Grenzüberschreitungen, sexualisierte Gewalt und sexuellen Missbrauch in der bündischen Jugend muss man reden und entsprechend handeln. In den Bünden findet deswegen teilweise seit mehr als zehn Jahren vorbildliche Präventionsarbeit statt, wie zum Beispiel im BdP-Arbeitskreis intakt. Zu oft wurde weggesehen und zu viel wurde unter den Teppich gekehrt, aber zu behaupten, dass es eine „mehr als 100-jährige Tradition sexueller Ausbeutung“ sei, entbehrt jeder Grundlage. Der Artikel stellt alle (ehemaligen) männlichen Mitglieder und ehrenamtlichen Jugendgruppenleiter unter Generalverdacht.
Die Bünde der Jugendbewegung sind keine Sammelbecken für Pädosexuelle! Der Artikel ist in seiner Gesamtheit stark verallgemeinernd und undifferenziert. Außerdem veröffentlicht ausgerechnet die taz einen latent homophoben Artikel. Füller trennt nicht klar zwischen Homosexualität und Pädosexualität. Im Text sind Homosexuelle immer auch mit Kinderschändern gleichgesetzt.
Die Überschrift ist gewitzt, doch der Inhalt des Artikels ist homophobe Stimmungsmache gegen ehrenamtliches Engagement und wertvolle Jugendarbeit. Als einziger Satz im Artikel mag folgender Vergleich mit terroristischen Massenmördern vielleicht dennoch leicht erheitern oder für weiteres Kopfschütteln sorgen:
„Die Wandervögel hatten schon um 1900 eine so moderne Struktur wie al-Qaida heute.“
Mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs befasst sich auch ein lesenswertes Interview mit Annemarie Selzer, Jugendbildungsreferentin auf Burg Ludwigstein, auf dem schwarzzeltevolk-Blog.
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Hinweis: Dieser Artikel stellt meine private Meinung dar und ist keine offizielle Stellungnahme des BdP.
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Merci für ihren Kommentar. Ich möchte mich nicht groß äußern, jeder hat da seine Meinung, ich befasse mich seit längerem mit dem Thema, deswegen ist es mir wichtig auf einen professionellen Fehler bei Ihnen hinzuweisen: ich stelle Homosexualität und Pädokriminalität überhaupt nicht gleich. Ich zitiere lediglich einen jungen Mann an dieser Stelle. Und das tue ich nicht zufällig: Aus der Perspektive derer, die von Pädos recht ahnungslos und naiv reingezerrt werden in den Missbrauch,, ist die Unterscheidung nicht so scharf wie sie die politisch korrekte Homoszene gerne haben möchte. Das ist ja der Witz, dass viele Homos die Trennschärfe eben immer nur dann betonen, wenn jemand da was durcheinanderwirft. Aber: Wieso distanzieren sich die Verbände nicht entschieden von Pädokriminalität und arbeiten proaktiv in ihren Szenen? Da ist viel zu tun – gegen Aufklärer Stimmung zu machen, ist das letzte, was hilft. Die Kommentare unter Schlumpfs Interview und ihre Beispiele zeigen: Da ist ein massives, weit zurückreichendes Pädo-Problem. Nicht der Autor hat dies zu verantworten, sd eine naive und wegschauende bündische Szene. Ihr kennt Eure Pappenheimer, zeigt auf sie, nicht auf Journalisten, die aufklären. Best, Füller
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Lieber Herr Füller,
schön, dass Sie den Weg hierher gefunden haben und sich kurz geäußert haben. Die Verbände da alle in einen Topf zu werfen, ist auch wieder zu kurz gegriffen. Distanzierung und proaktive Arbeit findet statt! Der BdP betreibt seit Ende der 1990er den Arbeitskreis intakt, der sich mit Prävention beschäftigt, und war damit ein Vorreiter für zahlreiche Jugendverbände. Ich mache hier keine Stimmung gegen Aufklärer und Sie sollten hier auch keine Opferrolle einnehmen. Der Ton macht die Musik und der ist sehr provozierend. Falls Sie über Präventionsarbeit berichten wollen, vermittel ich Ihnen gerne den Kontakt zum AK intakt.
Beste Grüße
Oliver Wunder