Gehackte Daten widersprechen Klimawandel?

COP15 LOGOBis gestern dachte ich, der so genannte CRU-Hack wäre von den deutschen Medien schnell wieder vergessen worden, doch dann brachte die Tagesschau um 20 Uhr einen Beitrag über mögliche Datenmanipulationen in der Klimaforschung. Also widme ich mich hier dem Thema.

Am 19. November 2009 wurden bekannt, dass der Server der Universität von East Anglia in Norwich gehackt wurde und 1.073 Mails und über 3.000 Dokumente der „Climate Research Unit“ (CRU) entwendet wurden. Vorher wurde in einem Kommentar in einem Blog über den Klimawandel vom 17. November auf die Daten verwiesen. Diese Daten (62 MB über diesen Link erreichbar) wurden dann Klimaskeptikern (das sind die die behaupten, es gäbe keinen menschengemachten Klimawandel) zugespielt und durch diese an die Öffentlichkeit gebracht.

Die 1.073 Mails aus der Zeit vom 7. März 1996 bis 12. November 2009, die auch mir vorliegen, enthalten beispielsweise auch Aussagen über einen „Trick“ wie in der Mail vom 16. November 1999 von Phil Jones, seit 2. Dezember 2009 ehemaligen Direktor der CRU:

Dear Ray, Mike and Malcolm,
Once Tim’s got a diagram here we’ll send that either later today or
first thing tomorrow.
I’ve just completed Mike’s Nature trick of adding in the real temps
to each series for the last 20 years (ie from 1981 onwards) amd from
1961 for Keith’s to hide the decline. Mike’s series got the annual
land and marine values while the other two got April-Sept for NH land
N of 20N. The latter two are real for 1999, while the estimate for 1999
for NH combined is +0.44C wrt 61-90. The Global estimate for 1999 with
data through Oct is +0.35C cf. 0.57 for 1998.
Thanks for the comments, Ray.

Cheers
Phil

Mehr davon und ins Deutsche übersetzt, finden sich bei Dennis Knake. Relativ schnell griffen auch deutsche Medien den Datenklau auf. Bereits am 22. November berichtete SPIEGEL online über den Datenklau. Allerdings war schnell klar, dass kein wirklich Material in den gehackten Dokumenten war, dass den Klimawandel in Frage stellte. Und so titelte schon zwei Tage später der SPIEGEL online: Keine Hinweise auf die große Verschwörung. Fazit:

Und auch wenn die Affäre – abgesehen von vielen Emotionen – wohl eher wenig Handfestes zurücklassen wird, zeigt sie doch eines: Abgesehen vom manchmal rüden Ton der Forscher in ihren privaten Mails, haben die Wissenschaftler ein wichtigeres weiteres Problem. Die Öffentlichkeit hat ein großes Interesse an maximaler Transparenz in der Klimaforschung (…)

Was die Mails aber geschafft haben, war es die Wissenschaftler zu diskreditieren. Wäre vielleicht nicht all zu schlimm, wenn die CRU nicht an den Klimaberichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beteiligt wäre. So werden die IPCC-Berichte, die Grundlage der Klimaschutzverhandlungen ab Montag in Kopenhagen sind, ob ihrer Richtigkeit angezweifelt. Telepolis behauptet, dass deswegen diese Daten gehackt wurden, um die ausgehenden Argumente der Klimaskeptiker durch eine angebliche Verschwörung der Wissenschaftler zu überspielen.

Dieses Kalkül scheint aufzuegehen. Der saudische Unterhändler (Ölstaat und an weiterem Verkauf von Öl interessiert) für die Klimakonferenz kündigte laut Frankfurter Rundschau schon an:

(…) die Affäre mache klare CO2-Ziele auf dem Gipfel unmöglich. Die Mails zeigten ja, dass „es keinen Zusammenhang zwischen menschlichen Aktivitäten und dem Klimawandel“ gebe.

Dabei findet sich auch in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature die Aussage, dass die Daten keine Verschwörung der Wissenschaftler aufgedeckt haben.

Richtig an diesem Datenhack ist, jede Form von wissenschaftlichen Daten muß öffentlich gemacht werden, damit sie durch andere Forscher überprüft werden kann. Vielleicht in der Form von Open Access. Falsch ist allerdings die Behauptung, diese Daten würden zeigen, dass es keinen menschengemachten Klimawandel gibt.

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