Petruswerk hat Finanzprobleme in Österreich

Straze
Die Straze – weiterhin dem Verfall preisgegeben, doch es keimt Hoffnung.

„Dr. Fernando ist ein für die Universitäts- und Hansestadt Greifswald wichtiger und willkommener Investor.“ soll laut der österreichischen Kleinen Zeitung in einem Brief des Greifswalder Oberbürgermeisters Arthur König vom März 2010 stehen. Angesichts aktueller Entwicklungen sollte König seine Sätze überdenken.

Douglas Fernando ist Geschäftsführer des Petruswerks, das 2003 von der AVILA-Gruppe übernommen wurde. Haupteigner mit 60 Prozent der Anteile an der AVILA-Gruppe ist Fernando selbst. Die restlichen 40 Prozent des Konzerns gehören der „Karmel Missionsstiftung – Dr. Fernando“, die von Fernando errichtet wurde und in deren Vorstand u.a. Carmen Fernando [Anm.: verwandschaftsverhältnis zu Douglas Fernando nicht bekannt] sitzt. Das Unternehmen beschäftigt sich mit dem Erwerb, Bau und Verwaltung von Immobilien.

OBERÖSTERREICH: FINANZPROBLEME UND PLEITE

Finanzprobleme sorgen dafür, dass seit Juni in Salzburg die Baustelle des „Wissenspark Salzburg-Urstein“ ruht. Das ORF berichtet: „Finanzierungsprobleme durch nicht einhaltene Zusagen von Banken wurden bisher vom Petruswerk als Ursache für den Stillstand auf der 130-Millionen-Euro-Baustelle angegeben.“ Siehe dazu den TV-Beitrag „Größte Baustelle des Landes eingestellt“.

Im Juli verkaufte das Petruswerk das Kerngeschäft des oberösterreichischen Immobilienunternehmens Arev. Grund dafür seien nicht erfüllte Renditeerwartungen von vier Prozent jährlich. Außerdem soll es seit dem Einstieg des Petruswerk bei Arev „schwierige Jahre und massive Mitarbeiterfluktuation“ gegeben haben.

Für das vor vier Jahren durch das Petruswerk übernommene Unternehmen Aktivbau wurde am 14. November 2012 das Konkursverfahren eröffnet. Mit geschätzten Gesamtverbindlichkeiten von rund sechs Millionen Euro ist es wohl eine der aktuell größten Pleiten in Oberösterreich.

GREIFSWALD: AUSSTEHENDE ZAHLUNG UND ZERFALL DER STRAZE

In Greifswald zählt die AVILA-Gruppe zu den großen privaten Investoren. So gehört dem Unternehmen z.B. der AVILA Studentenwohnpark „Edith Stein“ in der Anklamer Straße oder Grundstücke direkt am Hafen inklusive des alten Speichers, der abgerissen werden soll.

Bis 30. September sollte das Petruswerk 1,5 Millionen Euro für sechs Hektar städtische Grundstücke an der Hafenstraße bezahlen. Der Termin verstrich, die Zahlung traf nicht ein. Auf diesen Grundstücken und den bereits im Besitz des Petruswerk befindlichen soll ein Wohngebiet mit einem Investitionsvolumen von 120 Millionen Euro entstehen.

Aber auch das dem Verfall preisgegebene denkmalgeschützte Gebäude Straze gehört zum Portfolio des Petruswerks. Inzwischen scheint hier ein Verkauf an die Stadt möglich, die als Zwischenhändler fungieren und das Gebäude dann an den Verein Kultur- und Initiativenhaus weiterverkaufen könnte. Eine Angebotssumme von 350.000 Euro steht im Raum. Wie der Kaufpreis und die Summe zur Sanierung der Straze aufgebracht werden könnte, darüber schweigt sich der Verein Kultur- und Initiativenhaus allerdings aus und macht sich angreifbar.

WILLKOMMENER INVESTOR?

Nach diesem kurzen Blick nach Österreich mit Finanzproblemen und einem Konkurs, sowie auf die ausstehende Zahlung in Greifswald und den in Kauf genommenen Zerfall der Straze muss man Oberbürgermeister König und der Bürgerschaft die Frage erneut stellen, ob das Petruswerk ein willkommener und geeigneter Investor ist.

Danke an Herrn Peters, der Input zu diesem Artikel lieferte!

Foto: Oliver Wunder // Lizenz: CC-BY-NC-SA

6 Kommentare


  1. carmen fernando ist die gattin. der dritte vorstand der stiftung – fr. mäder – ist ebenfalls eine verwandte… soll sich jeder selbst seinen reim darauf machen.

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    1. Ist per se ja auch nicht verwerflich ein Familienunternehmen zu führen. Doch ein wenig wollte ich auf die Eigentümerstrukturen aufmerksam machen.

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  2. Da sich die OZ, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage sah, im Vorfeld der Bürgerschaftssitzung einen angebotenen Leserbrief von mir zu veröffentlichen, kopiere ich den hier als Ergänzung und Zusammenfassung der „Fernando-Probleme“ ein:
    „Betr.: Petruswerk will jetzt zahlen

    Die Story ist nicht neu!
    Seit fast drei Jahren werden immer neue Hotel- und Wohnanlagenprojekte von Fernando und seinem Petruswerk vorgestellt und einige schon wieder verworfen.
    Am 08. März 2010 ließ unser OB für das Wohngebiet an der Hafenstraße (B-55) über die Pressestelle verkünden: „Mit Herrn Dr. Fernando und seinen Unternehmen stehen leistungsfähige Investoren zur Verfügung, die wirtschaftlich in der Lage sind, diese städtebaulich, aber auch arbeitsmarktpolitisch wichtigen Investitionen in einer Größenordnung von weit über 50 Millionen Euro darzustellen.“*
    Was ist seitdem passiert und warum müssen plötzlich das Hotel und die Wohnanlage gemeinsam finanziert werden? Welchen Unsinn will Fernando Verwaltung und gutgläubiger Bürgerschaft denn noch auftischen?
    Jetzt stehen plötzlich 120 Mio € aus märchenhaften asiatischen Quellen zur Verfügung, obwohl seit über 2 Jahren nur 1,5 Mio € notwendig waren, um erst einmal das Grundstück zum Schnäppchenpreis zu erwerben und damit die weiteren Aktivitäten zu beginnen.
    In dem seit Sommer 2012 gestoppten Projekt Urstein-Au südlich der Stadt Salzburg fehlt exakt die gleiche Summe von 120 Mio € zum Weiterbau. Auch diese Summe soll aus Fernandos unbekannten Quellen in Asien bzw. der USA fließen. Bis heute ist auch dort nichts angekommen. Zum März hatte Fernando den „Neustart“ des Projekts versprochen.
    Es wären ja dann in Summe 240 Mio €, die Fernando für seine und die Projekte ehrgeiziger Politiker in Deutschland und Österreich zur Verfügung hat.
    Übrigens, wenn diesmal wirklich die Finanzierung gesichert sein sollte, wäre es doch ein Leichtes, sofort eine Bankbürgschaft zumindest für 1,5 Mio € beizubringen.“

    Wäre nur noch aktuell zu ergänzen, dass es zu einem Petruswerk-Objekt in Berlin-Wittenau auch negative Meldungen gibt:
    „Die Zukunft des Marie-Schlei-Hauses ist damit wieder unklar … Mietvertrag mit dem Petruswerk als Eigentümer der Immobilie wurde gekündigt. …“
    * Die Pressemeldung wird von der Suchmaschine der Stadtverwaltung zwar noch angezeigt, ist aber nicht mehr zu öffnen. Anfragen dazu blieben bisher unbeantwortet.

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