Hinweise auf Stolpersteindiebe und 5.000 Euro Belohnung

Hier fehlt ein Stolperstein!
In der Brüggstraße 12 fehlen die vier Stolpersteine für Julius, Thea, Hans und Gert Futter.

Im Schutze der Nacht entfernten drei schwarz gekleidete Gestalten am Freitag, den 09.11.2012, alle elf in Greifswald verlegten Stolpersteine. Doch unbemerkt blieben sie nicht. An mindestens einer Stelle wurden sie zwischen 2 und 3 Uhr gesehen, wie sie sich am Gehweg zu schaffen gemacht haben.

„Im Nachhinein sei klar gewesen, was die drei da taten“, berichtet eine anonyme Zeugin. Sie beschreibt zwei Gestalten als 1,80 Meter groß, sowie eine als circa 1,60 Meter groß und etwas kräftiger als die anderen beiden. Einer soll eine Zimmermannshose getragen haben.

Die Polizei geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus und nimmt einen Zusammenhang zur Neonazi-Demo in Wolgast an. Das Entfernen am 74. Jahrestag der Reichspogromnacht kann nicht als Zufall angesehen werden. Auf einem Internetportal der Rechtsextremen wird davon geschrieben, dass Greifswald so „von der modernen Unsitte eines aufdringlichen, selektiven „Gedenkens“ befreit wurde“.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Täter noch anderen Menschen auffielen. Donnerstagsnacht wurde im Mensaclub, TV-Club und Theatercafé bis spät in die Nacht gefeiert. Zwischen 2 und 3 Uhr befanden sich viele Feiernde schon auf dem Heimweg.

Also egal wie betrunken ihr wart, wer Nachts drei auffällige Personen gesehen hat, sollte sich umgehend bei der Polizei melden. Das lohnt sich nicht nur moralisch sondern auch finanziell. Inzwischen gibt es 5.000 Euro Belohnung. Bereits am Freitag wurden von der Polizei 2.500 Euro Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ausgesetzt. Heute hat die Stadt Greifswald zusätzliche 2.500 Euro Belohnung ausgerufen.

Die Stolpersteine sind aus Messing und mit einer Inschrift versehen, die an die während der NS-Zeit deportierten und ermordeten Juden erinnert. Die Idee dazu stammt vom Künstler Kurt Gunter Demnig. Finanziert werden die Steine durch private Spender. In Greifswald wurden 2008 elf Stolpersteine verlegt.

Eines ist jetzt schon sicher: Es werden neue Steine verlegt. Große Anteilnahme und Solidarität sorgten dafür, dass inzwischen aus dem gesamten Bundesgebiet Spenden in Höhe von 1.692 Euro zur Verlegung von zehn Stolpersteinen in Greifswald gesammelt wurden. Ein Stein kostet 120 Euro. Mit dem überschüssigen Geld werden hoffentlich weitere Steine verlegt. Das wollten die Täter sicherlich nicht erreichen.

Foto: Oliver Wunder // Lizenz: CC-BY-NC-SA

7 Kommentare


  1. Inzwischen hat auch die Evangelische Studentengemeinde (ESG) Greifswald, die an dem Projekt zur Verlegung der Stolpersteine im Jahr 2008 beteiligt war, ein Spendenkonto auf ihrer Website veröffentlicht:

    http://www.esg-greifswald.de/

    Ich kann mich dem Wunsch nur von Herzen anschließen, dass künftig mehr als 11 Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus in Greifswald und andernorts erinnern werden!

    Viel Erfolg und beste Grüße
    Rick aus Hamburg

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  2. Hoffentlich hat nun jemand mit etwas Anschub doch etwas gesehen. Aus der Ferne können wir leider nicht mehr tun, als entsetzt zu sein und unseren Obolus zur Neuverlegung der Steine zu leisten, was wir natürlich getan haben.

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  3. Sehr gut! Ich habe mich schon sehr gewundert, dass es für diese Schändungen keinerlei Zeugen/innen gegeben haben soll…

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    1. Reicht dir diese Liste der Stadt?

      – Brüggstraße 12 (4) für Julius, Thea, Hans und Gert Futter
      – Domstraße 9a Historisches Institut (1) für Dr. Gerhard Koche
      – Friedrich-Loeffler-Straße 23 d Pharmakologisches Institut (1) für Dr. Rudolf Kaufmann
      – Friedrich-Loeffler-Straße 3 (1) für Elise Rosenberg
      – Robert-Blum-Straße 11 (2) für Alice Weißmann und Paula Sichel
      – Gützkower Straße 39 (2) für Friederike und Georg Feldmann

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