Busbahnhof wird drei Diagonalquerungen teurer

Baustelle des Busbahnhofs Greifswald
Sieht fast fertig aus: Die Baustelle des neuen Busbahnhofs Greifswald.

Die Fahrradhauptstadt Greifswald baut einen Busbahnhof. Doch er wird teurer und später fertig als geplant. Statt der ursprünglich geplanten 2,3 Millionen Euro soll der Bau nun mindestens 400.000 Euro mehr kosten. Eine Kostensteigerung um 17 Prozent. Im Januar hieß es noch, dass der Busbahnhof im Mai eröffnet werden könnte, nun ist 2013 im Gespräch. Nicht einmal ein konkreter Monat wird genannt.

Seit Juli 2010 wird am Bahnhof Greifswald ein überdachter Busbahnhof als Ersatz für den alten ZOB gebaut. Der alte ZOB war gerade bei regnerischem Wetter uneinladend und hatte sicherlich keine positiven Auswirkungen auf die Beförderungszahlen des ÖPNV.

Alleine das Dach des neuen Busbahnhofs soll 200.000 Euro mehr kosten als veranschlagt. Weitere Kosten entstanden durch die Verlegung eines Datenkabels und die Neuauschreibung des Sozialgebäudes. Wie so oft in der Geschichte wird ein Bau also teurer und später fertig.

Dabei legen nur 1,7 Prozent der Bevölkerung ihre täglichen Wege per Bus zurück, wohingegen 44 Prozent das Fahrrad benutzen. Prestigeprojekte zur Förderung des Radverkehrs werden in Greifswald dagegen nicht umgesetzt. Um den Umbau der Europakreuzung inklusive Diagonalquerung für Fahrradfahrer lodert seit Jahren ein Streit in Politik und Bevölkerung.

130.000 Euro würde der Umbau der Fahrbahnen und Errichtung der Diagonalquerung kosten. Die Mehrkosten des Busbahnhofs kosten also das dreifache der Diagonalquerung. Wo bleibt der Aufschrei der sonst bei der Europakreuzung so wachsamen Politiker?

Foto: Oliver Wunder // Lizenz: CC-BY-NC-SA

9 Kommentare


  1. Wieder ein Projekt “ out of coast & time“, hiesigen Verwaltung ist dringend eine Fortbildung in Sachen Projektmanagement und Controlling anzuraten. Unglaublich, wie hier mit unserem Geld geschludert wird.

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  2. Seit Jahrzehnten gibt es wohl kaum ein von öffentlicher Hand ausgelöstes BauProjekt, das innerhalb des „geplanten“ Budgets bleibt. Vielleicht sollten die bauplanenden Dienststellen der Stadt einmal zur Verantwortung gezogen werden, wenn immer und immer wieder die tatsächlichen Kosten so dermaßen aus dem Ruder laufen. Teure Gutachten und Studien werden erstellt und bezahlt, die das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Wer ein in den 1980er Jahren instandgesetztes Dach (der alten Post) als schadstofffrei deklariert, gehört doch bestraft, grade wenn ihm beim Betreten des Dachgeschosses schon die Brillengläser beschlagen von der Hylotox-Konzentration in der Luft. Aber das hat System, das soll so sein. Nur so werden die Herrschaften im Baudezernat egal in welcher Stadt auch immer ihr klägliches Salär aufbessern können.

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  3. Eigentlich kann man fast immer davon ausgehen, dass kommunale Bauvorhaben teurer als geplant werden. Irgendwas ist ja immer. Seien es falsche Veranschlagungen, schlechte Bausausführungen oder oder oder. Auf der anderen Seite wird in den Medien natürlich nur von solchen Ausreißern berichtet. Was im Soll bleibt, ist keine Schlagzeile wert, höchstens eine kleine Randnotiz. Daher bekommen wir auch gar nicht davon mit, falls es denn tatsächlich mal passiert.

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    1. Natürlich berichten die Medien primär über Fehler, worin sich ihre Legitimation als demokratisches Korrektiv zur Herstellung diskursiver Öffentlichkeit begründet. Dieses Blog wiederum fungiert als Korrektiv zur mangelhaften Lokalpresse ;-).

      Interessehalber: wie viele städtische Projekte haben denn 2012 tatsächlich den Zeit- und Kostenrahmen eingehalten? Nach meiner Wahrnehmung herrscht in Greifswald nicht gerade der Idealzustand einer effiziente Verwaltung und das beziehe ich nicht nur auf den Bereich Bauen. Das Problem kannten schon die alten Römer (Passierschein A38): http://www.youtube.com/watch?v=lIiUR2gV0xk

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      1. Danke für die Bezeichnung! Allerdings sehe ich mich da noch lange nicht. Trotzdem schön, wenn es ab und zu doch klappt.

        Das mit den Bauprojekten ist nicht ausschließlich ein Greifswalder Problem. Effizienz und bessere Planung wünscht man sich doch vielerorts. Was ist aber die Ursache für die Mängel? Systematische Unfähigkeit, die Rahmenbedingungen (Gesetze, Geld, etc.) oder eine Mischung aus beidem?


    1. Ein simples Mittel, um zu verdeutlichen, wie scheinheilig manche CDU-Politiker in der Bürgerschaft immer wieder das Kostenargument gegen die Diagonalquerung in Stellung bringen. Wird hoffentlich von der BI und anderen Befürwortern aufgegriffen.

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