Trotz Regens Nachspiel nach ausgefallener Putzparty

Da hatte das Wetter der CDU-Putzkolonne einen Strich durch die Rechnung gemacht. Strömender Regen vermieste der CDU am letzten Samstag das verabredete gemeinschaftliche Abkratzen. Eigentlich sollte die Greifswalder Innenstadt durch tatkräftigen Einsatz schöner und von Aufklebern befreit werden, doch das war zu gefährlich.

Das Abkratzen funktioniert nämlich am besten mit strombetriebenen Heißluftpistolen, liess Egbert Liskow, Vorsitzender des Kreisverbandes der CDU, in einer Pressemitteilung wissen. Die simple Rechnung dabei: Strom + Regen = Kurzschluss- und tatsächliche AbkratzLebensgefahr. Deshalb wurde die Aktion verschoben. Im Laufe des Augusts solle sie nun nachgeholt werden, teilte der Kreisverbandsvorsitzende der Junge Union Vorpommern-Greifswald (JU) und stellvertretende CDU-Vorsitzende in Greifswald Franz-Robert Liskow auf Anfrage mit.

JU Abkratzparty Flyer
Satirischer Abkratzparty-Flyer der „Jungen Union Greifswald“.

Die öffentlichkeitswirksame Aktion rief in Greifswald kreativen Protest hervor. Pünktlich zum anvisierten Putzbeginn klebten an Straßenlaternen und Co. Aufkleber mit der Aufschrift „kein aufkleber ist illegal“. Bereits Tage zuvor kursierte in der Stadt ein satirisches Flugblatt, das im Namen der Jungen Union Greifswald zu einer Putz-Party-Aktion „Gemeinsam Abkratzen“ aufrief. Für zehn abgekratzte extremistische Aufkleber sollte es ab 20 Uhr ein Freibier im neueröffneten Restaurant „Zum Friedrich“ geben.

Da er in diesem Flyer Missbrauch des öffentlichen Auftretens der JU sah, hat Franz-Robert Liskow im Namen der JU Vorpommern-Greifswald Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Nicht jedem Bürger sei sofort erkennbar, dass es sich dabei um Satire handle. „Man muss die Politik und die Werte, die die Junge Union vertritt, nicht gutheißen und kann sie auch ablehnen, trotzdem sollte man nicht unser Erscheinungsbild in den Dreck ziehen und auch andere Personen über diesen Weg angreifen, dies ist sehr Ruf schädigend und das habe ich in dieser Vehemenz bisher in Greifswald nicht wahrnehmen können,“ schrieb Liskow.

Mit „anderen Personen“ spricht Liskow auf Stephan Schmidt an, der im vermeintlichen V.i.S.d.P. des Flyers genannt wird. Schmidt machte 2010 Schlagzeilen, als er der Stadt eine unentgeltliche Reinigung mit illegalen Graffiti bemalter Kabelverteilerkästen anbot. Die Nennung seines Namens auf dem Flyer könnte sich auf die damalige Putzaktion beziehen.

Wegen des Flugblattes hatte Liskow auch Kontakt zum Grünen Blog und dem webMoritz aufgenommen und um Richtigstellung der Berichterstattung gebeten. Beide Medien hatten vorher nicht eindeutig formuliert und passten ihre Artikel entsprechend an, bevor es zu anwaltlichen Auseinandersetzungen kommen konnte.

So schlägt die verschobene Putzaktion der CDU höhere Wellen als gedacht und könnte mit viel Pech für einige Menschen noch ein unangenehmes Nachspiel haben, falls die Anzeige bei der Polizei nicht eh im Sande verläuft. Von nervigen FC Hansa-Aufklebern ist die Stadt aber noch immer nicht befreit. Vielleicht würde sich dafür kreative Streetart eignen.

Auf die Frage, wie die JU zu Streetart steht, antwortete Franz-Robert Liskow: „Gegen Streetart als solches hat die JU nichts. Sie können das Stadtbild durchaus verschönern, allerdings nur an dafür zur Verfügung gestellten Orten in Greifswald und nicht überall.“

Foto: Simon Voigt für webMoritz.de // CC-Lizenz BY-NC-SA

4 Kommentare


  1. Die PE zum ausgefallenen Abkratzen wird auch auf der Homepage des
    CDU Ortsverbandes Innenstadt / Schönwalde unter „Neuigkeiten“ verlinkt.
    Dessen Vorsitzende ist in Personalunion der Direktor des Amtsgerichts Anklam Dr. Sascha Ott., der sich
    mit lustigen Bildern in letzter Zeit an der Seite von Axel, dem obersten Saubermann Greifswalds, profiliert.
    Als Richter ist er eigentlich erst einmal zur Neutralität verpflichtet.
    Zitat PE offensichtlich von Ott, zumindest akzeptiert:
    „… Das ist nicht nur unverschämt, das ist kriminell! Wer in einer solchen Art und Weise fremdes Eigentum beschädigt, muss umgehend zur Rechenschaft gezogen werden. Ich erwarte, dass Polizei und Stadtverwaltung entsprechende Maßnahmen ergreifen! …“
    Ist das nicht eine Verurteilung ohne Verfahren?
    Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für das Amtsgericht Anklam gegen die von seiner CDU Chefin, Frau Kuder, geplanten Gerichtsstrukturreform?
    Welche „Maßnahmen“ stellen sich die Verfasser denn so vor?
    Jedem Mast sein Polizist, jedem Verteilerkasten sein verdeckter Ermittler?
    Fragen über Fragen!

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  2. Liskow jr. ist ja noch viel humorloser als man hätte vermuten können.

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  3. „Ist das nicht eine Verurteilung ohne Verfahren?“

    Herr Peters, wer wurde denn verurteilt?

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