Europa zitterte Ende Januar wegen rekordverdächtiger Minusgrade. Auf dieser Karte der NASA sind während des Zeitraums vom 25. Januar bis 1. Februar 2012 die Abweichungen der Oberflächentemperatur vom Mittel der Jahre 2001 bis 2011 farblich dargestellt. Blau bedeutet eine Abweichung um minus 15 Grad Celsius, weiß keine Abweichung und rot eine Abweichung um plus 15 Grad Celsius.
Besonders im Balkan und im Kaukasus wichen die Temperaturen deutlich negativ vom Vergleichszeitraum ab. Interessant sind vermeintliche „Wärmeinseln“ wie in der Region St. Petersburg. Vermeintlich deshalb, weil die Karte nichts über die absoluten Zahlen aussagt. Es kann dort beispielsweise genau die gleiche Temperatur geherrschst haben wie in der Region drumherum. Nur war es vielleicht im Zeitraum 2001 bis 2011 dort sonst wesentlich kälter.
Es handelt sich hier nicht um die Abweichung vom langjährigen Durchschnitt, wie es der Spiegel schreibt. In Deutschland definiert der Deutsche Wetterdienst (DWD) das langjährige Mittel in einer Zeitspanne von 30 Jahren genauer von 1961 bis 1990. Die Zeitspanne von nur zehn Jahren ist viel zu kurz, um den Einfluss extremer klimatischer Schwankungen bei der Mittelwertberechnung zu minimieren. Hinzu kommt, dass 2000 bis 2009 laut World Meteorological Organization (WMO) die wärmste je gemessene Dekade war. Dennoch wird deutlich, dass es „kälter als sonst“ war.
Wie bereits in den Wintern 2009/2010 und 2010/2011 war hierfür die Arktische Oszillation verantwortlich. Damals sah eine Karte mit Temperaturanomalien im Dezember 2010 der aktuellen Europakarte sehr ähnlich. 2009, 2010 und 2012 sorgte eine negativen Arktische Oszillation dafür, dass extreme Kaltluft vom Nordpol sehr weit südlich vordringen konnte. Nun gibt es bereits Forschungsergebnisse, die es für möglich halten, dass durch den Klimawandel die Winter kälter werden könnten. Waren die Extremereignisse der letzten drei Winter nur ein Vorgeschmack?
Karte: Eigene Bearbeitung. Quelle: NASA Earth Observatory image created by Jesse Allen, using data provided courtesy of the Land Processes Data Active Archive Center (LPDAAC). Caption by Michon Scott.