Was macht eigentlich studiVZ?

Was macht eigentlich studiVZ? Gibt es das noch? Früher war ich dort täglich mindestens ein mal pro Tag online. Doch seitdem fast alle Freunde bei Facebook sind und auch nur noch dieses soziale Netzwerk nutzen, gucke ich nur noch bei neuen Nachrichten bei studiVZ vorbei. Das geschieht so gut wie nie. Eben war ich wieder online.

StudiVZ hat ein neues Design verpasst bekommen. Hübsch und überfällig. Facebook hat es sich angewöhnt neue Funktionen und neues Design (siehe Chronik) im laufenden Betrieb zu testen und sukzessiv für alle User freizuschalten. Diesen Fehler hat die VZ-Gruppe nicht gemacht und das neue Design lange getestet. Erste Gerüchte eines Relaunchs tauchten bereits im Juni 2010 auf. Ende September 2011 ging es dann mit einer Testphase los, in deren Verlauf die User nach jedem Login entscheiden konnten, ob sie das alte oder neue Design zu sehen bekommen. Irgendwann Ende letztens Jahres wurde das „Neue studiVZ“ für jeden zum Standard gemacht. Noch besteht aber die Möglichkeit zum alten Design zu wechseln.

Screenshot des neuen Designs von studiVZ
Screenshot des neuen Designs von studiVZ.

Doch was bringt ein neues Design, wenn die Nutzer in Scharen weglaufen? Von 138 (!) Freunden aktualisierte seit dem 27.12.2011 – dem letzten Datum auf meiner Startseite – niemand seinen Status. Nur Seiten und Nachrichten per Twitterintegration waren dort zu lesen. Inaktivität und Abwanderung machen sich auch in absoluten Zahlen bemerkbar.

Seit Mai 2010 sanken die Besuchszahlen der VZ-Gruppe, von über 460 Millionen Seitenbesuchen im Monat auf nur noch 84 Millionen im November 2011. Trägt man die Zahlen in ein Diagramm ein, zeigt sich eine gen Null strebende lineare Funktion. Danach wäre spätesten im März 2012 Schluss. An Hand der veröffentlichten Besuchszahlen gibt es bereits eine Website, die einen Countdown runter zählt: wannstirbtstudivz.com.

Die VZ-Gruppe stand einst mit studiVZ, meinVZ und schülerVZ für ein erfolgreiches soziales Netzwerk aus Deutschland. Bis Facebook expandierte. Der US-Riese war anfangs in Deutschland nicht sonderlich attraktiv. Wer sich neu anmeldete, traf auf wenig Freunde, aber mit Spielen und besseren Interaktionsfunktionen wurden nach und nach mehr Benutzer aus Deutschland angelockt. Irgendwann vernachlässigten viele davon ihren studiVZ/meinVZ-Account. Vielfach folgte nach einiger Zeit die Kündigung. Die Pflege mehrere Accounts tun sich die Wenigsten an.

Im Internetzeitalter scheint es eine neue Form des Nomadismus zu geben. Den digitalen Social Network Nomaden. Friendster, MySpace und studiVZ stehen für ehemals erfolgreiche Player in dem Spiel, die nun nur noch vom Spielfeldrand zugucken dürfen. Facebook wird wahrscheinlich irgendwann folgen und ein anderes Netzwerk wird groß rauskommen. Ob es Google+Diaspora oder ein noch unbekannter Spieler sein wird, bleibt fraglich.

Was aber wird mit der VZ-Gruppe geschehen? Die User sind größtenteils weggezogen und werden kaum zurückkommen. Dazu ist Facebook aktuell zu gemütlich. An der Spitze gab es im Oktober 2011 einen Wechsel als der langjährige CEO Clemens Riedl das sinkende Boot verließ. Holtzbrinck könnte seine Investition abstossen oder einfach schliessen. Im März wissen wir mehr. Der Zähler von wannstirbtstudivz.com gibt der Website noch 9 Wochen und 6 Tage.

5 Kommentare


  1. „… im laufenden Betrieb zu testen und sukzessiv für alle User freizuschalten. Diesen Fehler hat die VZ-Gruppe nicht gemacht …“
    Da möchte ich kurz widersprechen: Facebook hat das ausgefeilteste Rollout-System, das ich je gesehen habe. Neue Funktionen werden zuerst facebook-intern getestet, bevor Testpersonen anhand spezieller Nutzungsmuster ausgewählt werden (meist mehrere tausend). Deren Nutzungsverhalten wird nach dem Wechsel live (!) mitverfolgt und die Zufriedenheit anhand des Klickverhaltens statistisch bewertet. Wenn diese Tests bestanden sind, findet dann der erste wirklich öffentlich wahrnehmbare Rollout auf die nächsten Nutzergruppen statt, der jederzeit zurückgenommen werden kann…

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    1. Ich hab bisher mehr Fluchen als Jubeln über neue Funktionen gehört und war durch eine negative Erwartungshaltung vorbelastet, als die Änderung dann auch bei mir zu sehen war. Was du aber schreibst, liest sich doch sehr sinnig und ist besser als alle User mit nicht-ausgereiften Features zu Beta-Testern zu machen.

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