Ex-NPDler für Piraten im Kreistag – Zweifel an Erklärung

Piratenpartei LogoDie Piraten Greifswald schippern in stürmischen Gewässern. Ihr frischgebackenes Kreistagsmitglied Matthias Bahner veröffentlichte am 9. Oktober eine persönliche Erklärung in der er zugab, von 2003 bis 2004 Mitglied der rechtsextremen NPD gewesen zu sein. Er bezeichnet dies als „Fehler in meiner Jugend“. Grund seien damalige Schulfreunde und gemeinsame außerschulische Freizeitaktivitäten, wie Feiern und Sport, gewesen, die ihn als 18-jährigen 2003 der Partei beitreten liessen. Laut eigener Aussage beschränkte sich seine Mitgliedschaft ausschließlich auf Freizeitaktivitäten mit seinen damaligen Schulfreunden. Die Mitgliedschaft sei nicht Ausdruck seiner politischen Einstellung gewesen.

Wieso fragt man sich, kommen diese Fakten erst jetzt auf den Tisch? In der Printausgabe der Ostsee Zeitung wird Bahner heute so zitiert: „Bis zur Wahl war ich eine Privatperson. Jetzt ist das nicht mehr so.“ Doch freiwillig sei der Schritt nicht gewesen, so die OZ weiter. Angeblich soll es Drohungen gegeben haben, diesen dunkeln Fleck in Bahners Lebenslauf zu veröffentlichen, wenn er es nicht selber täte.

Mit seinem Verhalten hat Bahner der Piratenpartei geschadet, Transparenz sieht anders aus. Enttäuschte Wähler sind schon jetzt die Folge. Eine parteiinterne Aussprache soll es bereits am Donnerstag geben. Und da muss sich Bahner wohl intensiver erklären. In einer Pressemitteilung der NPD Mecklenburg-Vorpommern (anonymisierter Link) wird eine ganz andere Sichtweise seiner Mitgliedschaft in der NPD wiedergegeben.

So sei Bahner nicht 2004 von sich aus ausgetreten, sondern wurde am 10.10.2006 aus der Mitgliederliste gestrichen, da er über ein Jahr seinen Beitragszahlungen nicht nachgekommen sein soll. Bis zum Mai 2005 soll er seinen Mitgliedsbeitrag gezahlt haben. Auch  hätte sich Bahners Mitgliedschaft nicht wie behauptet nur auf Freizeitaktivitäten beschränkt, sondern er habe auch an zahlreichen Kreisverbandssitzungen teilgenommen, sich an den Protesten gegen die „Anti-Wehrmachtsausstellung“ in Peenemünde beteiligt und auch das Deutsche Stimme-Pressefest besucht. Untermauert werden diese Zweifel an Bahners Aussagen auch durch Fotos aus dem Jahre 2005. Auf diesen soll er unter Neonazis in Wolgast zu sehen sein, während diese Gegendemonstranten angreifen.

Bahners Schritt zu Transparenz mag für viele zu spät gekommen sein. Seine Erklärung scheint angesichts der Aussage der NPD und der Fotos aus Wolgast lückenhaft. Obwohl es die Verfehlung einer Privatperson ist, die bisher keinem Parteimitglied bekannt war, färbt es auf die Piratenpartei ab. Und so wird die See in Vorpommern-Greifswald wohl die nächsten Tage noch etwas rauher für die junge Partei.

Foto: Piratpartiet // Lizenz Public Domain

7 Kommentare


  1. Bahner war keine Privatperson. Er war Spitzenkandidat der Piraten in MV bei der Landtagswahl. Und er sitzt seit 2010 im Landesvorstand der Partei.

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  2. Was ich problematisch finde ist nicht so sehr die Tatsache an sich, da gab es auch bei anderen Parteien Fälle in der Vergangenheit. Problematisch finde ich aber, dass dies alles vor dem Hintergrund des moralischen Elfenbeinturm stattfindet, auf den sich die Piraten so gerne setzen. Da war nichts transparent. Eher im Gegenteil sollte durch die Veröffentlichung größerer Schaden abgewendet werden.

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  3. Als Pirat kann ich nur sagen, dass wir nichts von seiner Mitgliedschaft wussten. Als er sich erklärt hat, haben wir das sofort öffentlich gemacht. Ein Kalkül hat es bei den Piraten nicht gegeben.
    Hätte er seine Mitgliedschaft rechtzeitig vor seiner Kandidatur offen gelegt und glaubhaft gemacht, dass er sich von deren Ideologie distanziert, dann wäre es etwas anderes. Aber so hat er die Wähler und alle anderen Piraten verarscht. Ich bin stinksauer.

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