Warum die niedrige Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl?

FragezeichenDie Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern ist fast vorbei. Zwar fehlen noch die Ergebnisse eines Wahlkreises auf Rügen, in dem in zwei Wochen noch gewählt wird, doch an der schwachen Wahlbeteiligung von 51,4% wird sich nicht viel ändern.

Die niedrige Wahlbeteiligung hat zum Glück der rechtsextremen NPD nicht genutzt, sie verlor Wählerstimmen. Aber die NPD sitzt wieder im Landtag und hat auch etliche Sitze in den neuen Kreistagen erhalten.

Wieso ist Politik in Mecklenburg-Vorpommern so uninteressant, dass die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme nicht abgeben? Lag es daran, dass es nur ein strittiges Thema, den Mindestlohn, gab, wie Stefan Reinecke für die taz schreibt? Ist es wirklich so einfach?

Bei Facebook hatte ich schon nach Nichtwähler_innen gefragt und zwei haben sich geoutet. Einer hatte im Umzugstaumel die Wahl vergessen und eine andere erhielt die Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig. Wieso wart ihr nicht wählen? Oder warum waren es eure Eltern, Freunde, Bekannten nicht? Ist so eine geringe Wahlbeteiligung überhaupt ein Problem?

Foto: Stefan Baudy via Flickr // CC-Lizenz BY 2.0

13 Kommentare


  1. Ich sehe da sehr unterschiedliche Gründe, welche zusammen genommen, zu dieser hohen Nichtwählerquote führen:

    1. Politikverdrossenheit („Man kann wählen, wen man will, es ändert sich eh nichts.“, „Politik hat eh keinen Gestaltungsspielraum mehr. Die Wirtschaft regiert uns.“, „Bürgerferne Politikerkaste“)

    2. Zufriedenheit mit den politischen Verhältnissen im Land (Die Umfrageergebnisse bestätigten dies ja. Wieso soll man da noch wählen gehen?)

    3. Überforderung (Gesellschaft und Politik wird als Überkomplex wahr genommen und man fühlt sich nicht mehr zum bewussten
    Handeln/Wählen fähig)

    4. Unterforderung (Politik wird als oberflächlich wahrgenommen und abgelehnt. „Es geht ja nur noch um die Stimmenwerbung nicht mehr um Inhalte“)

    5. Das gute oder schlechte Wetter am Wahltag

    6. Mangelnde Selbstorganisation / Umzug / Krankheit / etc.

    Bitte fortsetzen:

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  2. Mangelndes Interesse vielleicht noch ergänzend? Es gibt schließlich auch Menschen, denen das vollkommen egal ist, weil sie denken, es betrifft sie nicht.

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  3. Ich finde es schlimm, wie sich einige Politiker für ihre geleistete Arbeit immer wieder selbst loben, obwohl die Wahlbeteiligung bei knapp über der Häfte liegt.
    Das erinnert mich an die alten DDR-Parolen.

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  4. In dem Zusammenhang wäre mal eine schöne Recherchearbeit, welchen Einfluss welche demokratische Struktur auf das Leben von Otto Normalverbraucher hat, vielleicht auch verschiedene Ottos, falls es da relevante Unterschiede gibt.
    Mich würde wirklich mal interessieren, welchen Einfluss Kreistage, Landtage, der Bundestag und das Europäische Parlament auf mein persönliches Leben haben. Wenn die Bürger das wüssten, wären sie vielleicht nicht mehr ganz so gleichgültig bei den Wahlen.

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  5. Zum selben Thema gibt es auch einen guten Beitrag hier: http://npd-blog.info/2011/09/05/npd-erfolg-wegen-wahlbeteiligung-und-braunen-hochburgen/

    @DirkNB: Du sprichst von einer Matrix, in der dargestellt ist, welche Ebene welche Kompetenzen hat? Sowas sollte es doch eigentlich irgendwo geben. Zumindest bei der Kompetenz zur Steuererhebung hab ich das schon gesehen.

    @JennyGER: Bei der Wahl ging es nicht um die Frage: „starkes Deutschland“ oder „starke EU“? Und von welcher Freiheit sprichst du, wenn du „keine Partei steht für die Freiheit der Bürger“ schreibst?

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    1. Genau, die Matrix erklärt alles. Vor allem, wenn Morpheus, Neo und Trinity die Dozenten sind.

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  6. @Jenny + daburna, interessanter Blog.
    Die Wähler möchten, dass es ihnen gut geht, habe ich gerade gelesen, ein Argument, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es vielen Menschen verdammt dreckig geht und das viele Menschen ums nackte Überleben kämpfen.
    E10, ein irrsinniges Beispiel.
    In Indonesien werden die Ureinwohner vertrieben, der Urwald gerodet, damit unsere Autos E10 tanken können.
    Unsere Regierung besteht sogar darauf, die EU fördert diesen Wahnsinn und verkauft es den dummen Bürgern als nachhaltig und klimafreundlich.
    Ja Himmel, sind wir denn im totalen Irrenhaus?
    Ich soll das toll finden und unterstützen, dass Menschen auf der Welt, hier die Ureinwohner Indonesiens ausgerottet werden?
    Das ist nur ein Beispiel, bei dem ich mir nur noch an den Kopf fassen kann.
    Derweil hat sich die EU wieder mit einem Glühbirnenverbot beschäftigt.
    Die anderen Giftschleudern kaufe ich sowieso nicht, decke mich mit Glühbirnen ein oder sitze lieber bei Kerzenlicht.
    Das sind so Sachen, mit denen sich Politiker beschäftigen, die Kriegstreiberei, umgetauft zur Friedensmission sei heute lieber nicht mehr erwähnt.

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    1. Danke!

      Du sprichst da Themen an, die man durchaus kritisch sehen muss und wo sich die Frage stellt, wieso wurde das so entschieden. Damit greifst du aber gezielt nur negative Beispiele raus. Es gibt schließlich genug „gute“ Entscheidungen, die in der Politik gefällt wurden. Aber es ist wie mit dem Wetter, wir erinnern uns an den Sommer 2011 nur als nass und kalt, dabei gab es auch viele sonnige und heiße Tage.

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  7. Nein, gezielt habe ich diese Themen nicht rausgepickt. Es sind nur Themen, die mich persönlich beschäftigen, weil es um die Existenz von Minderheiten in der Welt geht.
    Wie kann jemand mit reinem Gewissen derartige Forderungen (tanken von E10) an die Menschen stellen, wenn man weiss, dass Lebensräume zerstört werden?
    Natürlich gibt es auch gute Entscheidungen in der Politik.
    Eine war, dass Schröder keine Deutschen in den Irak geschickt hat, eine andere, dass es, wenn auch nicht ausreichend, gentechnikfreie Regionen gibt.
    Jeder hat seine eigenen Themen, die ihn stärker interessieren als andere Dinge.
    Auch wenn es naiv klingt, stellt sich mir immer wieder die Frage: Warum gelingt es uns Menschen nicht, menschlich miteinander umzugehen?

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