Nachbetrachtung der Journalismus-Podiumsdiskussion

Meine persönliche Nachbetrachtung der gestrigen Podiumsdiskussion zum Thema Journalismus. Auf dem Fleischervorstadt-Blog gibt es bereits eine Zusammenfassung mit konstruktiver Kritik zu lesen.

Mal ehrlich: der Kaugummi war unnötig. Andererseits wollte ich keinem meiner Sitznachbarn den „Ich habe mittags in der Mensa Gyros mit Tzaziki gegessen“-Geruch zumuten. Nun denn, nächstes Mal gibt es vorher keinen Knoblauch, dann wird auch der Kaugummi überflüssig.

Es war meine erste Podiumsdiskussion und die Fragen hatten wir nicht vorab bekommen. Menschen, die so etwas schon öfter gemacht haben, auch zu dem diskutierten Thema, fällt es einfacher schnell und präzise oder ausladend schwafelnd zu antworten, da sie diese oder ähnliche Fragen schon gehört haben. Ich bin aber ein Mensch, der bei einigen Fragen erst etwas nachdenken muss, bevor ich sie beantworten kann. Die grobe Richtung der Diskussion erlaubte zwar etwas an Vorbereitung, doch gerade provokanten Thesen kann ich erst mit etwas Abstand und Meinungsbildung entgegnen.

Nochmal kurz zurückgekommen auf die Frage, ob ich mich als Journalisten sehe. Der Gemischwarenhändler trifft es wahrscheinlich wirklich am besten. Ich habe diesen Blog nie aufgesetzt, weil ich mich journalistisch betätigen wollte. Es war ein Experiment und der Wunsch meine Meinung zu äußern und mich interessierende Dinge zu dokumentieren. Mal poste ich ein Video oder verlinke ein Mixtape und schreibe nur wenige Zeilen dazu. Ein anderes Mal berichte ich aus meinem Alltag. Andererseits greife ich auch Themen auf, recherchiere dazu und bereite sie journalistisch auf.

Ich halte es für übertrieben, davon zu sprechen, dass alle Menschen sich bereits heute per Internet, TV und Radio über das tagesaktuelle Geschehen so gut infomieren, dass diese heutigen Nachrichten morgen in der Tageszeitung nicht mehr wichtig sind. Das mag vielleicht auf einen kleinen Teil der Bevölkerung zutreffen, aber nicht für alle. Richtig ist, die Tageszeitung bringt eigentlich veraltete Nachrichten. Dennoch nehme ich mir bei der Zeitung bewußt mehr Zeit zum Lesen, als wenn ich meine Feedabos oder die Twittertimeline nebenbei im Auge behalte und nach mich interessierenden Nachrichten suche.

Außerdem denke ich, dass die Ostsee Zeitung (OZ) sich sehr wohl auch an die Akademikerinnen und Studierenden in Greifswald wendet. Ansonsten wären eine wöchentliche extra Seite für die Uni – oft auch von Studierenden geschrieben – oder Berichterstattung über die Uni aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine Fehlinvestition.

Das von Sebastian Jabbusch gebrachte Beispiel der Huffington Post kann nicht mit der Situation der Blogs in Deutschland verglichen werden. Die Huffington Post war von an Anfang an ein kommerzielles Produkt und wurde mit Wagniskapitalspritzen unterfüttert. Und hier kommt ein Punkt ins Spiel, der gestern außen vor blieb. Bei den meisten Blogs in Deutschland handelt es sich um private Projekte. Manch einer verdient damit viel Geld, aber das sind vielleicht zehn Leute. Alle anderen haben neben ihrem Blog noch ein anderes Leben, das den Großteil ihrer Zeit vereinnahmt.

Abschließend möchte ich dem FSR IPK als Ausrichter, Eric Makswitat als Moderator, den Teilnehmern der Podiumsdiskussion und den zahlreichen Gästen für diese gelungene Veranstaltung danken! Im übrigen war es schön, die erste Twitterwall in Greifswald zu sehen. Der Fortschritt scheint schneller zu werden und erreicht Vorpommern doch nicht erst mit jahrzehntelanger Verspätung wie noch zu Bismarcks Zeiten. [Update: Bismarck bezog sich bei seiner Aussage allerdings auf Mecklenburg. Danke an Matthias Hühr für den Hinweis!]

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