Ghettostories: Die Alkoholleiche

Plattenbau in GreifswaldDer Mann schien besonders heftig betrunken zu sein. Seit mehreren Minuten lag er auf der Erde und versuchte sich kriechend aufzurichten. Wie einer dieser Käfer, der sobald er einmal auf dem Rücken liegt, sich nicht wieder aufrichten kann.

Mein Mitbewohner hatte mich mit den Worten: „Olli, schläfst du schon? Komm mal schnell, ich weiß nicht was wir machen sollen.“ aus dem Bett geholt. Kurz zuvor hatte er beim Rauchen auf dem Balkon beobachtet, wie ein Mann aus dem Nachbareingang rauskam, sich auf auf sein Fahrrad schwang, einen Meter fuhr und dann mit dem Rad umkippte. Seitdem kroch der Mann dort auf dem Beet vor dem Wohnblock rum. Außer uns schien es keiner bemerkt zu haben.

Aus dem fünften Stock konnten wir nicht beurteilen, was der Mann für ein Problem hatte. Ferndiagnose: zu viel Alkohol. Es war aber klar, dass er sobald er wieder auf dem Rad saß, das nächste Hindernis in der kalten Nacht rammen würde. Etwas mussten wir unternehmen. Runtergehen und fragen, ob alles ok ist? Wir gaben den Fall lieber an die Profis ab. Knapp acht Minuten nach dem Anruf beim Notruf erschien ein Krankenwagen. Der Mann hatte sich inzwischen doch aufrichten können und war zurück zum Hauseingang getorkelt. Dort nahmen sich ihm die Sanitäter an, versorgten ihn und fuhren ihn schließlich mit dem Rettungswagen weg.

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