Jahresrückblick 2010 – Jahresausblick 2011

Immer wieder die Frage um den Jahreswechsel: wie war das vergangene Jahr? Was waren die interessantesten Ereignisse? Die Antworten auf diese Fragen sind individuell verschieden. Ich gebe hier meine Antworten aus Sicht des Blogs. Außerdem gibt es am Ende einen kurzen Jahresausblick 2011. In diesem Sinne Frohes Neues!

JANUAR

Fahrrad im SchneeDas Jahr startet gleich mit einer großen Neuerung. Ich verabschiede mich von meinem alten Theme und blogge im Magazinstyle. Allerdings finde ich nach schlappen 10 Monaten den Look nicht mehr gut und wechsel das Theme erneut. Die Kundendaten der meistens von Neonazis getragenen Modemarke Thor Steinar werden gehackt. In der Liste findet sich auch der Greifswalder Sebastian Ratjen, Landtagsabgeordnete für die FDP in Mecklenburg-Vorpommern wieder. Ratjen bestreitet dort jemals bestellt zu haben und kann sich nicht erklären, wie er dort reinkam. Kaltes und schneereiches Winterwetter bestimmt das Leben in Greifswald. Das erste Unwetter ist Tief Daisy am 10. Januar, Vorpommern ist eingeschneit. Da es lange unter null Grad Celsius bleibt, friert der Ryck zu und wird zur Attraktion.

An der Uni Greifswald geht die erste Urabstimmung in ihrer Geschichte zu Gunsten des Namenspatrons Ernst Moritz Arndt aus. CDU-Frontsau Axel Hochschild versteht keinen Spaß und erstattet Anzeige gegen unbekannt, da jemand ein Fakeprofil von ihm bei Twitter angelegt hat. Am 30. Januar fegt Tief Keziban über Deutschland und sorgt für gesperrte Autobahnen und Schienen in Vorpommern. Die Feuerwehr Gützkow versorgte 200 eingeschneite Menschen.

FEBRUAR

Im studentischen Medium Moritz Magazin findet sich auf der letzten Seite eine Anzeige der Bundeswehr und sorgt für kritische Diskussionen. Der tausendunderste Artikel erscheint in meinem Blog. Tiefdruckgebiet Queen sorgt wieder mal für Schneeverwehungen und 15 Zentimeter Neuschnee. Gegen Ende des Monats setzt Tauwetter ein und sickert durch mein Flachdach.

MÄRZ

Der Senat der Uni Greifswald entscheidet, dass die Uni weiterhin nach dem umstrittenen Ernst Moritz Arndt benannt bleibt. Laut Deutschem Wetterdienst lag am 15. März zum letzten mal Schnee. Auf Island bricht der Vulkan unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher aus.

APRIL

Im Moritz Magazin erscheint erneut Werbung für die Bundeswehr. Der Unmut darüber sorgt für herausgerissene Seiten. Die Asche des Vulkanausbruchs unter dem Eyjafjallajökull legt den Flugverkehr über Europa lahm. Guru, Rapper der legendären Crew Gang Starr stirbt am 19. April an Krebs. Looptroop Rockers widmen ihm einen Song.

MAI

Meine Website wird 10 Jahre alt. Eine Kampagne von Greenpeace gegen die Urwaldzerstörung in Indonesien durch Palmöl, das in Schokoriegeln von Nestlé landet, zeigt die Macht des Web 2.0 und wie es für Kampagnen genutzt werden kann. Das Greifswald International Students Festival (GrIStuF) findet vom 26. Mai bis 6. Juni mit ca. 200 Gästen aus der ganzen Welt statt.

JUNI

Der neue Social-Micro-Payment-Dienst Flattr startet und wird eine interessante Möglichkeit wie Medien im Internet dennoch Geld verdienen können. Auf Island ist endlich Ruhe, der Ausbruch des Eyjafjallajökull wird für beendet erklärt.

JULI

Auf der Anklamer Straße wird in beide Fahrtrichtungen ein Radschutzstreifen eingerichtet. Eine Hitzewelle beschert uns tagsüber Temperaturen bis zu 32 Grad Celsius, auch die Ostsee heizt sich auf. Im Zuge des Kreisgebietsreform wird ein Name für den neuentstehenden Großkreis gesucht. „Land der Bekloppten und Bescheuerten“ liegt in einer Umfrage der OZ anfangs ganz weit vorne. Ich mache mich für drei Wochen auf nach Kenia.

AUGUST

Zurück aus Kenia gibt es einen kurzen Reiseüberblick mit Fotos. Pakistan säuft unter einer gewaltigen Flut ab. Die Leserinnen und Leser des Blogs spenden zusammen 100 Euro für die Opfer der Flut.

SEPTEMBER

Es wird bekannt, dass die Bahn ab dem Winterfahrplan 2010 plant, IC-Verbindungen zwischen Stralsund und Berlin zu streichen. Zufällig entdecke und blogge ich das Video von Duck Sauce zum Song Barbra Streisand. Da der Song einschlägt, bringt mir das tausende Klicks. In Berlin entscheidet das Landgericht gegen die Fahrenden Gesellen, eine Gruppe der Jugendbewegung, die auch mich in 2009 abmahnte.

OKOTBER

Das Magazin-Theme nervt mich und ich wechsel zurück zum BlueBlog, nachdem ich diesen verbreitert habe.

Als ich einen Beitrag der Ostsee Zeitung satirisch aufs Korn nehme und ironisch nach einem Nummerngirl suche, erhalte ich nach Ablauf der Bewerbungsfrist eine Mail mit Fotos einer leicht bekleideten jungen Frau.

NOVEMBER

Die NPD meldet zwei Infostände in Greifswald an. Gegner der rechtsextremen Partei organisieren Protestaktionen. Am Ende werden an den ursprünglich geplanten  Orten keine Stände aufegbaut, dafür findet Nazi-PingPong bei Twitter statt. An mehreren Stellen in der Stadt versucht die NPD ihren Stand illegal aufzubauen und wird dort sofort von der Polizei vertrieben. Auf einer Website von Greifswalder Rechtsextremen wird die Geschichte etwas aufgehübscht und manipuliert. Auch das Bild des „NPD-Schlachtschiffs“ auf dem Markt wird dilettantisch in die Länge gezogen.

Am Morgen nach der diesjährigen Clubs-U-Night kann eine Spur der Verwüstung in Greifswald beobachtet werden. Der Artikel wird in den internen Foren der Studentenclubs eifrig diskutiert und anscheinend falsch verstanden, wie mir erzählt wird. 

DEZEMBER

Der Dezember bringt Kälte und außergewöhnlich viel Schnee. Das Phänomen der negativen Arktischen Oszillation sorgt für dieses kalte Klima in Europa und wird es weiterhin bestimmen. Die Anfälligkeit gegenüber des Winters wird auch dem Neoliberalismus in die Schuhe geschoben.

Am 16. liegt Schnee und aus grauen Wolken fällt weiterer Schnee. Eisiger Wind weht und begrüßt den Atommüll, der per Zug mit vier Castor-Behältern durch Greifswald Richtung Zwischenlager Nord bei Lubmin rollt. Auf der Strecke gibt es eine Blockade mit knapp 300 Menschen. Wirklich aufgehalten wird der Transport aber von nur zwei Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood, die sich an Betonklötze im Gleisbett gekettet haben. Die Polizei sperrt weiträumig um das Zwischenlager ab und sorgt für Unmut in der Bevölkerung, da so auch das kleine Mädchen von Nebenan nicht nach Hause kommt. Ende des Monats wird bekannt, dass das Zwischenlager laut Finanzplanung der Bundesregierung bis mindestens 2080 bestehen wird.

An Weihnachten legt Tief Scarlett alles lahm. Die Bahn fährt in Vorpommern wegen Schneeverwehungen nicht mehr. Am ersten Weihnachtsfeiertag fällt in Greifswald auch noch für eine Stunde der Strom aus. In der Folge werden per Fernwärme versorgte Heizungen in Mitleidenschaft gezogen und fallen auch für einige Stunden aus.

AUSBLICK 2011

Mögliche Geschehnisse:

  • Nach dem Referendum am 9. Januar im Sudan über eine Unabhängigkeit des Südens versinkt das Land erneut im Bürgerkrieg. Die internationale Gemeinschaft verurteilt das Geschehen, greift aber nicht ein.
  • Der Winter 2010/2011 ist wieder lang und schneereich; bis Anfang März schneit es immer wieder sehr stark in Greifswald, die bisherige Rekordschneehöhe wird übertroffen.
  • Der nächste Castor-Transport bricht im Februar nach Lubmin auf, wird aber eingeschneit und kommt nach mehreren Tagen Verspätung im Zwischenlager Nord bei Lubmin an. Zahlreiche Polizisten und Demonstranten werden mit gefährlichen Erfrierungen in das Klinikum eingeliefert.
  • Die neue Mensa am Beitz-Platz wird fertig.
  • Aus dem prophezeiten Wirtschaftswachstum wird durch eine weltweite Konjunkturdelle nichts.
  • Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern kann die rechtsextreme NPD ihren Stimmanteil leider sogar ausbauen.
  • Portugal, Spanien oder ein anderes Land der Euro-Zone drohen pleite zu gehen. Der Euro wird abgeschafft, Finanzminister Wolfgang Schäuble führt freudestrahlend die DM wieder ein. Endlich eine Währung, die er noch von der Spendenaffäre kennt.
  • Rechtzeitig zum Beginn der Osterferien gibt es eine Terrorwarnung des Bundesinnenministeriums.
  • Guido Westerwelle tritt als Vorsitzender der FDP zurück. Die Partei ist danach sofort im Aufwind, obwohl das Programm immer noch Mist ist.
  • Ende November kommt der Winter 2011 völlig überaschend mit Schnee und Eis. Auf Straßen, Schienen und Flughäfen herrscht Chaos. Ende Dezember wird das Streusalz wieder knapp.
  • Die Bevölkerung in Deutschland wird im Rahmen des Zensus 2011 gezählt.
  • Ich mache mein Diplom und verlasse Greifswald?

Foto: Barbie: MeL * // CC BY 2.0

5 Kommentare


  1. auch wenn es natürlich eine sehr bequeme variante ist zu behaupten, dass erst moritzhefte zerissen wurden, nachdem sich die redaktion „dem dialog verweigert hat“ ist es eine falsche variante. bereits im februar wurden massiv hefte zerstört.

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  2. Frühere Raureissaktionen waren mir nicht bekannt. Der Vorwurf, den Dialog verweigert zu haben, kommt in dieser Jahreszusammenfassung gar nicht auf und möchte ich nach dem Gespräch mit der damaligen Chefredaktion auch nicht mehr aufkommen lassen.

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  3. das mit der dialogverweigerung kam damals öfter auf. die zereissaktionen wurden von uns nicht groß aufgebauscht, das hat im wesentlichen lebewesen übernommen (in den dortigen kommentaren steht aber auf jeden fall, dass es die zweite aktion war), dem dann leider relativ unkritisch nachgelabert worden ist.
    wirkliche diskussionen gab es übrigens kaum, der einzige, der an einer diskussion mit der redaktion interessiert war, warst du. der rest hat sich auf rumplärren im internet und randalieren beschränkt.

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  4. dass im februar auch hefte zerissen worden, steht übrigens auch in der webmoritzdiskussion, bei der du die contraposition eingenommen hast.

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