Operation Payback – Das Internet schlägt zurück

Es ist kein Unrecht als journalistisches Medium geheime Dokumente, die illegal beschafft wurden, zu veröffentlichen. Aber es ist durchaus Unrecht die Pressefreiheit durch repressive Maßnahmen einzuschränken. Im Falle der von WikiLeaks veröffentlichten US-Botschaftsdepeschen eskaliert die Situation im Internet nachdem zuerst die Domain gesperrt, dann teilweise Server abgeschaltet und schließlich Spendenkonten eingefroren bzw. gekündigt wurden. Zwar gingen diese Maßnahmen nicht offen von einer Regierung aus, sondern waren Entscheidungen der Unternehmen, doch geht ein Aufschrei durchs Netz. Zensur! Ebendiese Unternehmen sperrten den Account von WikiLeaks, lassen aber übrigens rassistische Vereinigungen wie den Ku-Klux-Klan gewähren.

Flagge von Anonymous
Erkennungszeichen von Anonymous als Flagge. Grafik: gemeinfrei

Es dauerte nicht lange und Sympathisanten von WikiLeaks sammelten sich zum Gegenschlag, der durchaus als Verteidigung der Presse- und Informationsfreiheit verstanden werden kann. Unter dem Namen „Operation Payback“ wurden verschiedene Websites wie von VISA, MasterCard und Paypal per Denial-of-Service-Attacke (DoS) angegriffen und teilweise in die Knie gezwungen. Die angegriffenen Unternehmen hinter den Seiten hatten sich vorher durch repressive Maßnahmen gegen WikiLeaks hervorgetan. Hinter den Angriffen soll die Gruppe „Anonymous“ stehen, die 2008 mit Protesten gegen die Sekte Scientology bekannt wurde.

Ganz egal, was man von den Inhalten der veröffentlichten Depeschen oder der – nennen wir sie mal mysteriösen – Anklage wegen Vergewaltigung gegen den WikiLeaks Gründer Julian Assange halten mag, der Versuch WikiLeaks offline zu nehmen, schlug bisher fehl und das ist auch gut so. Wenn (eventuell durch Regierungen gedrängte) Unternehmen durch repressive Maßnahmen versuchen zu beeinflussen, welche Informationen veröffentlich werden dürfen, hat das wenig mit Pressefreiheit zu tun.

Die Aktionen im Rahmen der „Operation Payback“ zeigen den Verantwortlichen nun, dass sie nicht einfach machen können, was sie wollen. Wer sich weniger radikal engagieren möchte, kann die genannten Unternehmen boykottieren oder die Petition „Stoppen Sie die Einschüchterungs-Kampagne gegen Wikileaks!“ des weltweiten Kampagnen-Netzwerk AVAZZ unterzeichnen.

Ein Kommentar


  1. Es ist gut wenn die Regierungen und Konzerne sich der Konsequenzen ihrer Handlungen bewusst werden, bzw man sie ihnen bewusst macht. Politisch heterogene Gruppen aber haben eine Eigendynamik die leicht ins Destruktive umschlagen kann. Ich bin bei den Anonymous Leuten vorsichtig mit Lob.

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