Befragung zum Sicherheitsempfinden in Greifswald

Stacheldrahtzaun
Aus Sicherheitsgründen hinterm Stacheldraht geparkt.

Das Institut für Psychologie der Uni Greifswald führt aktuell in Zusammenarbeit mit der Stadt Greifswald eine Befragung zum Thema „Subjektives Sicherheitsempfinden“ durch. Es geht dabei hauptsächlich um die Wahrnehmung von persönlicher Sicherheit und Kriminalität in der Stadt.

So wird beispielsweise gefragt, wie sicher man sich in der eigenen Wohngegend fühlt oder aber sich traut Nachts ohne Begleitung rauszugehen. Werden Schutzmaßnahmen wie das Tragen einer Waffe unternommen? Oder steigt das Sicherheitsempfinden, wenn Videokameras installiert sind? Insgesamt werden viele Fragen zum eigenen Empfinden gestellt. Wichtig dabei auch aus psychologischer Sicht der Zusammenhang zwischen Opfern einer Straftat im Freundeskreis und der eigenen Angst Opfer zu werden.

Kritisch sehe ich den Fragebogen, wenn dort bestimmte Minderheiten wie Ausländer oder Jugendliche mit Angst und einem Mangel an Sicherheit gleichgesetzt werden. Eine mögliche persönliche Einschätzung lautet nämlich: „Ich gehe Ausländern aus dem Weg.“ Genauso wird mit Gruppen von Jugendlichen verfahren. Angesichts eines sehr niedrigen Ausländeranteils in Greifswald werden hier Ängste geschürt. Eine Frage nach Angst vor politischen Übergriffen sucht man dagegen vergeblich. Mr. Skinhead mit seiner auf die Waden tätowierten „88“ geh ich aber definitiv aus dem Weg. Leider besteht auch keine Möglichkeit Kommentare beizufügen.

An der anonymen Befragung kann jede Bürgerin und jeder Bürger Greifswald teilnehmen. Dies geschieht per Fragebogen, der in verschiedenen Einrichtungen der Stadt ausliegt z.B. im Ordnungsamt oder bei der WVG. Alternativ können die Fragen auch über das Internet beantwortet werden. Das geht relativ schnell und umfasst nur fünf Seiten. Innerhalb eines Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Ob die Stadt damit Videoüberwachung oder andere Maßnahmen begründen wird, bleibt zu beobachten.

Jetzt an der Befragung online teilnehmen!

Foto: Dirk Ingo Franke // CC Lizenz BY-SA 2.0

3 Kommentare


  1. Zum Kommentar-Problem: Du kannst doch einfach FRau Köhn eine Mail schicken. Vermutlich wird sie dir dann sagen, dass es sich beim Fragebogen um ein standartisiertes Instrument handelt. Aus diesem kann man nicht einfach Fragen rausnehmen und andere hinzufügen, da dies zu Beeinträchtigungen der Gütekriterien des Fragebogens führt. Dies würde die Aussagen der Studien stark einschränken (bzw. angreifbar machen) und die Veröffentlichung der Ergebnisse in wissenschaftlichen Journals sehr schwierig machen.
    Ich habe auch noch nicht dass Problem an der Einschätzung “Ich gehe Ausländern aus dem Weg.” erkannt. Glaubst du wirklich dass durch die Einschätzung/Beantwortung dieser Aussage Ängste entstehen oder bekräftigt werden können?

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    1. Naja normalerweise gibt es schon bei Fragebögen am Ende noch ein Feld für Sonstiges oder Anmerkungen. Soweit hab ich in empirischer Sozialforschung noch aufgepasst. Jetzt noch eine Mail zu schreiben ist 1. ein höherer Aufwand und 2. ist es dann nicht mehr anonym, auch wenn ich eine Fakemail benutzen könnte.

      Ich hab ein Problem damit Randgruppen, die im öffentlichen (Medien-)Diskurs mit Kriminalität in Vebrindung gebracht werden, explizit zu erwähnen. Meiner Meinung werden dann wahrscheinlich genau diese Fragen so beantwortet, dass die Menschen zugeben, große Angst vor Ausländern und Jugendlichen im Dunkeln zu haben, obwohl von diesen Gruppen in Greifswald kein erhöhtes Bedrohungspotential ausgeht. Klar geht es in der Befragung um des subjektive Sicherheitsempfinden und nicht um die reale Bedrohungslage. Und hoffentlich gibt es dann auch einen Vergleich zwischen realer Kirminalität und der empfundenen Bedrohung.

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      1. ich verstehe deinen gedanken: wer bestimmte fragen stellt, erhält bestimmte antworten.

        ich sehe aber nicht, dass die frage deshalb ansich problematisch ist. sie ist neutral formuliert, impliziert keine bestimmte antworttendenz. es wäre vermessen, sie aus gründen der political correctness nicht zu stellen, jhonny begründet ja bereits, warum dies so ist.

        fragen stellen darf insbesondere in der wissenschaft kein problem sein – warte doch erst mal ab, was bei der sache raus kommt und wie das interpretiert wird. ich hege zwar keine spezielle sympathie für frau köhn, bin mir aber sicher, dass sie sensibel mit dem thema umgehn wird.

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