Hieß es vor zwei Jahren noch fälscherlicherweise für Greifswald sei ein ICE-Anschluss geplant, wird die Bahn wahrscheinlich zum kommenden Winterfahrplan ab Dezember das große Streichkonzert einleiten. Der WebMoritz berichtet:
Die Deutsche Bahn will die IC-Verbindungen zwischen Rügen, Stralsund, Greifswald und Berlin ab Dezember von täglich fünf auf zwei Verbindungen reduzieren. Das bestätigte Bahn-Pressesprecher Burkhard Ahlert dem webMoritz auf Anfrage.
Angeblich seien die Züge nur zu 30 Prozent ausgelastet, wenn überhaupt. Wer auf der Strecke am Wochenende unterwegs ist, hat oft andere Erfahrungen gemacht. Die IC- und EC-Züge werden dann hauptsächlich von Studierenden, die keinen Bock auf die überfüllten Regionalbahnen haben, Bundeswehrangehörige und Touristen benutzt. Für letztere stellen IC- und EC-Verbindungen die einzige wirklich umweltschonende und günstige Möglichkeit dar, zu den beliebten Urlaubsinseln Rügen oder Usedom zu fahren. Aber auch Geschäftsreisende nutzen die etwas schnelleren IC.
Mecklenburg-Vorpommern, in diesem Falle explizit Vorpommern, wird endgültig auf das Abstellgleis geschoben, umweltverträglicher und schneller Verkehr erschwert.
Was können wir tun? Treten wir doch einfach den Gegenbeweis an. Die Regionalzüge der Bahn zwischen Stralsund und Berlin sind chronisch überfüllt. Zumindest an den Wochenenden sind auch die IC und EC recht voll. Sitzplätze sind teilweise Mangelware. In den Regionalzügen müssen einige Passagiere zu Stoßzeiten die Fahrten über Stunden stehend verbringen. Teilweise traut sich dann das Zugbegleitpersonal nicht durch den Zug. Kontrolliert wird in der Regel in den vollen Zügen am Sonntag aus Berlin nach Greifswald nie. Diese Züge werden mit dem Wegfall der IC-Verbindungen noch voller, da es keine zusätzlichen RE geben soll.
Die weiteren großen Nachteile des Regionalverkehrs: es gibt keine Reservierungsmöglichkeiten, Â keine Tische, an denen mit Laptop gearbeitet werden kann und keinen Platz für großes Reisegepäck.
Das Gedränge in vollen Zügen können wir dokumentieren. Sammeln wir also Bilder. Bilder vollgestopfter RE, IC und EC, die auf der Strecke Stralsund – Berlin fahren. Schickt mir Fotos von vollen Zügen (am besten mit Datum und Uhrzeit sowie der Zugnummer) per eMail an bahn@daburna.de. Ich werd dazu einen begleitenden Beschwerdebrief verfassen und ihn an die Bahn schicken.
Oder aber diese Protestmöglichkeit nutzen: die Grünen laden am Dienstag, den 21. September zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Ausbauen statt Abhängen – die Zukunft des Bahnfernverkehrs in Vorpommern“ im Kulturzentrum St. Spiritus, Lange Straße 49/51, 17489 Greifswald von 19 bis 22 Uhr ein. An der Veranstaltung wird auch Ingulf Leuschel, ein Konzernbevollmächtigter der Bahn, teilnehmen. Tragen wir Herrn Leuschel doch mal unseren Frust vor.
Übrigens machte die Bahn 2008 1,3 Milliarden Euro Gewinn, 2009 waren es immerhin noch 830 Millionen Euro. Da wirkt das Streichen sehr fragwürdig. Sollte die Bahn nicht ein kostendeckendes, umweltfreundliches, komfortables und schnelles Transportmittel sein?
Fotos: InterCity: Thomas Wolf // Lizenz: BY-SA // Abstellgleis: christian.greller // Lizenz: CC BY
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Ich möchte euch nicht entmutigen, aber das scheint System bei der DB zu sein, ständig überfüllte Züge hört man aus anderen Ecken Deutschlands auch. Ich persönlich fahre öfters Sonntag 17:32 IRE Nürnberg – Augsburg wie eine eingelegte Sardine eine gute Stunde, teilweise auch weiter bis Kempten und das seit mehreren Jahren, tendenz dichter werdend. Die für die Planung zuständige BEG (Bayrische Eisenbahngesellschaft) antwortet garnicht und der Betreiber RAN (DB Regio AG) redet sich fehlerhaft raus (Auszug aus Antwort von ran-bayern@bahn.de):
„… Wie bereits in der vorangegangenen Korrespondenz erklärt, sind notwendige Verstärkungen aufgrund fehlender Wagenreserven nicht immer möglich. Dies hat zur Folge, dass wir – wie andere Verkehrsmittel (Bus, Tram) – nicht jeden unserer Fahrgäste – besonders in den Hauptverkehrszeiten (HVZ) immer einen Sitzplatz anbieten können.
Sehr geehrter Herr …, wir bitten um Verständnis, dass wir den Bestand an Reisezugwagen nicht an den Nachfragespitzen ausrichten können, indem wir Wagen bereithalten, die jeweils nur morgens und abends für eine einzelne Fahrt benötigt würden. Reservewagen, die nur an wenigen Tagen im Jahr gebraucht werden, müssten angeschafft und in Stand gehalten werden. Sie würden also sehr viel Geld kosten, das letztendlich unsere Kunden bezahlen müssten.
Deshalb ist es letztendlich nicht möglich sämtliche Züge zu den Hauptverkehrszeiten als Langzüge anzubieten. Wie andere Verkehrsträger auch, muss auch die Bahn die Reservekapazitäten vernünftig dimensionieren.
Wir möchten uns nochmals für die Komforteinschränkung entschuldigen. Wir haben Ihre Kritik selbstverständlich zur internen Bearbeitung weitergeleitet. Ob ein Veränderung herbeigeführt werden kann und wenn ja ab wann müssen wir offen lassen. …“
Auf gut Deutsch nur mit überfüllten Zügen wird verdient.