2.000 Jahre alter Hangrutsch vor Westafrika entdeckt

Hangrutschungen Karte

Vor ungefähr 2.000 Jahren gab es vor der westafrikanischen Küste einen gewaltigen bisher unentdeckten unterseeischen Hangrutsch (rechteckige Markierung auf der Karte). Dieses Ereignis hat möglicherweise einen Tsunami ausgelöst, der die kanarischen Inseln erreichte.

Immer wieder kommt es vor, dass an den steilabfallenden Kontinentalhängen Erdmassen durch z.B. tektonische Ereignisse ins Rutschen geraten. Die bei dem nun entdeckten Ereignis entstandene Unterwasserlawine bewegte sich 900 Kilometer weit von der Abrisskante weg in den Atlantik und bedeckte eine Fläche von 150.000 Quadratkilometern. Zum Vergleich Deutschland hat eine Fläche von ca. 357.000 Quadratkilometern. Die zurückgelegte Distanz der Lawine entspräche in etwa der Distanz München – Kiel.

Auf der nebenstehenden Karte sind die bisher bekannten großen Hangrutschungen am NW-Afrikanischen Kontinentalhang gelb eingetragen. Rot sind Rutschungen markiert, die auf den Flanken der Kanarischen Inseln stattfanden.

Die bisher unbekannte Hangrutschung wurde von Geowissenschaftlern des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), des britischen National Oceanography Centre in Southampton und der Universität Dublin entdeckt. Die Wissenschaftler befanden sich auf einer zweiwöchigen Forschungsreise mit dem Schiff POSEIDON, um den sogenannten „Sahara-Rutschungskomplex“ etwa 450 Kilometer südlich der Kanarischen Inseln zu untersuchen.Hangrutschungen Bathymetrie

Mit Hilfe akustischer Messungen und mit Proben vom Meeresboden kamen sie dann aber der 2.000 Jahre jungen Rutschung auf die Spur. Die Untersuchungen vor der westafrikanischen Küste haben besondere Relevanz, denn der afrikanische Kontinentalhang gehört zu den passiven Kontinentalrändern. An dieser Stelle treffen keine Erdplatten aufeinander, Erdbeben als potentielle Auslöser von Hangrutschen sind relativ selten.

Bisher wurden Rutschungen in solche tektonisch ruhigen Gebieten durch Klima- und Meeresspiegelschwankungen erklärt. Für die nun entdeckte Rutschung vor 2.000 Jahren sind aber keine solcher Schwankungen bekannt. Die Ursache ist damit also ungeklärt. Nun wird weiter geforscht werden müssen, was damals passierte. Dazu soll demnächst auf den kanarischen Inseln mit Bodenproben nach historischen Spuren eines möglichen Tsunamis gesucht werden. Auch in historischen Dokumenten könnte man eventuell fündig werden.

Grafiken: Sebastian Krastel, IFM-GEOMAR / Achtung keine CC-Lizenz!

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