Am Rand der Demokratie

Das aktuelle Dossier der ZEIT beschäftigt sich mit Zeitungen und Zeitschriften. Über den Niedergang einer Branche wird dort geschrieben und die Schuld nicht nur auf das Internet geschoben, vielmehr auf hohe Renditeerwartungen der Verlage. Als Negativbeispiel kommen übrigens die Ostseezeitung und der Nordkurier vor.

Aus dem Zusammenhang gerissen, liest sich das so:

Das ist 17389 Anklam, ein Ort am äußersten Zipfel Mecklenburg-Vorpommerns. Am Rand der Demokratie.

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Noch in den fünfziger Jahren gab es in der Bundesrepublik mehr als 624 Zeitungsverlage, heute sind es 353 – obwohl Ostdeutschland hinzukam.

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Seidel stöhnt, wenn man ihn darauf anspricht. »Ja, die Qualität«, sagt er. Dann erzählt er von einem Leserbrief, der gerade kam. Ein 80-jähriger Abonnent hat kürzlich 28 Fehler gefunden. 28. Allein auf der Titelseite.

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Die traditionsreiche Ostseezeitung druckt Artikel von Pressesprechern wie Dirk Lenz. Unter seinem Kürzel D.L. hat der Autor über die erfolgreiche Ausbildung an der Berufsfachschule Greifswald geschrieben – ohne die Erwähnung, dass er für deren Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist.

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Journalismus unterliegt heute vielerorts denselben Gesetzen wie Stahl in der Autoindustrie: Er ist Material und damit ein Kostenfaktor.

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Die Gleichung ist simpel: Je schwächer die Redaktionen, umso leichter haben es die Marketing-Abteilungen. In Regensburg gibt es inzwischen einen eigenen »Artikeldienst«, der die Zeitungen der Region mit Texten und Bildern versorgt – kostenlos. Die Firma obx-news gibt sich als Nachrichtenagentur, wird aber von der PR-Agentur NewsWork und diversen »Partnern« wie dem Tourismusverband Oberbayern gesponsert.

Um den Verlag zu stärken, müssten die Eigentümer erkennen, dass ihre Renditeerwartungen unrealistisch seien.

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Am Ende des Artikels werden schliesslich einige Positivbeispiele aufgezählt. Dieser Artikel ist eine gute Grundlage, um morgen am 03.12. beim 4. Medienstammtisch um 20 Uhr im Cafe Koeppen über die Medien in der Region Greifswald und darüber hinaus zu diskutieren.

Nachtrag: Auch der Fleischervorstadt-Blog hat sich schon mit dem Thema beschäftigt.

4 Kommentare


    1. Da sieht man mal wieder, dass ich zuviel Stress habe. Ich komm nicht mal dazu deinen Beiträge zu lesen und zu verlinken.

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