SPIEGEL lässt sich von Lobby beeinflussen

Der SPIEGEL enttäuscht heute wieder stark. Unter dem Titel „Rente verkommt zum Hungerlohn“ hilft SPIEGEL-Autor Sven Böll bei der Demontage des deutschen Rentensystem fleissig mit. Dieser Artikel verunsichert die LeserInnen und zerstört das Vertrauen in eine ehemals feste Institution des deutschen Wohlfahrststaates.

Dabei macht der Artikel dem Durchschnitssdeutschen ziemlich Angst:

„Wer in seinem Arbeitsleben durchgehend Geringverdiener war und nur 1500 Euro monatlich verdient hat, muss bereits heute immerhin 43 Jahre arbeiten, um das Niveau der Grundsicherung zu erhalten. Vereinfacht gesagt: Im Hinblick auf die Altersversorgung haben sich mehr als vier Jahrzehnte Arbeit nicht gelohnt – denn Hartz IV gibt es ohnehin.“

Aber woher kommen eigentlich die Zahlen, die der SPIEGEL hier so schwarz an die Wand malt. Auf der ersten Seite wird es verraten:

„Was geringere Rentenanstiege mitsamt Inflation für die Rentner von morgen bedeuten, hat das Deutsche Institut für Altersvorsorge [DIA] für SPIEGEL ONLINE berechnet.“

Aha. Was ist das DIA? Diese Frage beantwortet die Website des Institutes:

Private Altersvorsorge wird in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger. Deswegen müssen Wissen und Kompetenz auf diesem Gebiet gefördert werden. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge GmbH (DIA) und die DIA-Research Group an der Universität Münster leisten hierzu einen aktiven Beitrag durch eigene Studien und Projekte mit klaren und fundierten Informationen.“

Ein solches Institut hat ein klares Interesse daran, die private Altersvorsorge zu fördern und die umlagefinanzierte Rente des Staates zu diskreditieren. Unabhängige Ergebnisse kann man in einer Studie dieses Institutes nicht erwarten. Der letzte Absatz im Artikel zeigt wo das Ziel des Artikels liegt:

„Wer deshalb als Arbeitnehmer im Alter seinen Lebensstandard annähernd sichern will, der muss zusätzlich zur gesetzlichen Rente sein privates Sparprogramm machen. Das muss nicht gleich einem Konjunkturprogramm für die Versicherungsindustrie gleichkommen. Denn das Geld lässt sich auch ganz trivial zur Seite legen oder in ein Haus oder eine Wohnung investieren, die dann im Alter die Lebenshaltungskosten senkt. Sicherer als die staatliche Rente ist das allemal.“

Wenigstens folgt hier kein Loblied auf die Riester-Rente. Wer von den vielen Geringverdienenden soll denn aber Geld zur Seite legen? Oder gar noch in Haus und Wohnungen investieren? Bei den im Artikel genannten Löhnen ist dies vielfach nicht möglich.

Lieber SPIEGEL, dieser Artikel ist ja wohl reine PR für die Finanzindustrie, die dann ihre private Altersvorsorge verkaufen kann. Qualitätsjournalismus sieht anders aus.

3 Kommentare


  1. Jaja, so ist das Leben. Wes Geld ich krieg, des Lied ich sing. Oder so. 😉
    Man muss eben immer genau gucken, wo eine Info her kommt, um sie richtig einschätzen zu können. Das zeigt sich zum wiederholten mal und immer wieder.

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    1. Das bemerkt der Durchschnittsleser aber nicht. Sobald ein Wort wie „Institut“ oder „Studie“ fällt, klingt es seriös und unparteiisch. Dass sich dahinter aber handfeste Interessen verbergen können, wird verschwiegen. Das finde ich halt schade. Der Artikel wäre seriöser, wenn die Herkunft der Daten kritisch beleuchtet wird. Wie immer ist es ja bei Daten oft so, dass man sie unterschiedlich interpretieren kann, und hier interpretiert das DIA halt für eine private Altersvorsorge und setzt die staatliche Rente herab.

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      1. Da hilft nur eigene Bildung und Information. Allerdings sollte es eine journalistische Grundaufgabe sein, das zu übernehmen.
        Ähnliche Zusammenhänge gibt es ja auch bei der BMI-Tabelle oder der Ernährungspyramide. Alles stark beeinflusst von bestimmten Industrien (Versicherungswirtschaft, US-Landwirtschaft) zur Förderung des Umsatzes. 😉
        Wie heißt es so schön: Wer die Studie bezahlt, bestimmt auch das Ergebnis.

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