Übersprungshandlungen statt Lernen

Schlimm sind die Prüfungsphasen. Während der Stoff aus etlichen Vorlesungen oder Seminaren ins Gehirn reingeprügelt werden muss, kommt es oft zu sogenannten Übersprungshandlungen. Statt zu lernen wird auf einmal ganz anderen Tätigkeiten nachgegangen, die gar nichts mit dem Lernen zu tun haben.

Einige putzen stundenlang ihre Küche oder das Bad. Da werden Stellen saubergemacht, die seit Jahren (selbst der Vormieter sparte sie aus) nicht gereinigt wurden. Es ist aber keine Ablenkung vom Lernen. Ablenkung wäre es den Fernseher anzuschalten und sich den Unterhaltungsmüll anzusehen. Das kommt wirklich in den wenigsten Fällen vor. Dennoch ist das schlechte Gewissen schnell da.

Auch steigt in den Lernphasen der Konsum von koffeinhaltigen Getränken wie Cola oder Kaffee sprunghaft an. Nikotin wird massenhaft konsumiert. Einige Nichtraucher werden zu Kettenrauchern, ehemalige Raucher bekommen einen Rückfall, Kettenraucher…ja was ist mit denen? Doch die am weitesten verbreitete Droge während des Lernens, ist wohl der Zucker. Der ganze Körper ruft danach.

Der ruft eh nach allem möglichen, nur nicht nach Lernen. Weder gibt es genug Schlaf noch genug zu Essen. Fressattacken und trotz neun Stunden Schlaf extreme Müdigkeit sind keine Seltenheit.

Das Ausgehen entfällt fast komplett in dieser Phase. Die Kommunikation mit anderen Menschen dreht sich, wenn sie denn stattfindet, nur um die kommende Prüfung.

Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo die Konzentration nicht mehr für fünf Minuten ausreicht, man müde wird und nicht weiter kann. Gut, wenn dann jemand da ist, der einem klarmacht, dass man schon seit 8 Uhr morgens lernt und es jetzt ja bereits 17 Uhr ist, das also ganz normal wäre

Und dann stellt man fest, dass man drüber nachdenkt, ob die Eltern mit ihren Sprüchen nicht doch recht hatten. Von wegen später wird man es bereuen, dass man das und das getan hätte. Und man bereut. Man bereut, dass man dieses angestrengte wochenlange Lernen nicht in abgespeckter Form schon in der Schulzeit praktiziert hat. Was man da nur für gute Noten bekommen hätte?! Doch es ist zu spät. Man sieht es erst ein, wenn es schon viel zu spät ist. Dafür hatte man statt guter Noten viel Spaß an der Schule. Das zählt auch. Viel mehr sogar.

Wenn denn dieses Lernen wenigstens für gute Noten an der Uni sorgen würde, aber nein, die Klausuren sind ja extra so gestrickt, dass 70 Prozent durchfallen und der Rest dann mal so mit ach und Krach besteht.

Schlimm sind die Prüfungsphasen, aber schlimmer ist die Wartezeit auf das Prüfungsergebnis.

2 Kommentare


  1. Kopf hoch! Ich muss zurzeit auch lernen, für meine letzte Diplomprüfung (theoretische Physik). Die Übersprungshandlungen kenne ich zu gut (ich lerne deswegen nur in der Bibliothek, aber auch dort gibt es Ablenkung) und glaube, man macht sie aus Angst vor dem Stoff (der Fülle, oder beim Wiederholen festzustellen, dass man es noch nicht drauf hat). Man muss sich selbst motivieren, ich freue mich unendlich auf den Moment wenn ich aus der Prüfung komme und die ganze Last von mir abfällt.

    Schönes WE

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    1. Danke! Zum Glück war es ja gestern endlich durch. Krass wie befreit man sich dann fühlt. Viel Glück bei Physik! Weiß selber wie hart das ist, zwei Semester haben mir gereicht.
      Lernen in der UB finde ich als Gruppe immer ganz gut. Da kann man schön Aufgaben zusammen lösen. Aber alleine hab ich mich das noch nie getraut, weil ich dann doch jede Stunde ein paar Minuten Ablenkung brauche und wenn das dann die neueste Nachricht bei Spiegel ist.

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