Das war heute morgen ein gelebter Alptraum. Laute Landsknechttrommeln und Geschrei rissen mich aus nur drei Stunden Schlaf. Als ich dann deutlich irgendetwas mit „national“ aus dem Gepöbel vernahm, war mir klar, hier findet keine gewerkschaftliche 1. Mai Demo statt, sondern die Neonazis maschieren auf.

Super-GAU! Schnell angezogen und rauf auf’s Rad. Da ich damit rechnete, dass wir Demokraten in der Überzahl sind, alle so handeln würden wie ich und sich den Nazis in den Weg stellen, wenn sie Wind davon bekommen, kam ich im St.Pauli-Pulli. Vorher ging hier schon über Kanäle wie Twitter, Blog, SMS und Telefon einiges an mobilmachenden Nachrichten in die Welt raus.

Die NPD hatte ihre eigentlich für in Neubrandenburg angekündigte Demo kurzfristig abgesagt. Deren Anhänger fuhren nun nach Greifswald in die Plattenbauviertel Schönwalde I und II. Vielleicht auch eine Retourkutsche für den blockierten NPD-Stand vor wenigen Wochen.

Auf dem Rad fand ich die Nazis erst nicht; nach Abfahren der großen Straßen, vernahm ich aber Polizeisirenen und folgte dem Geräusch, als plötzlich nicht nur auf der Straße ein Pulk Pommernfahnentragender Nazis, sondern auch hastig laufende schwarz-gekleidete Faschos zwischen den Blocks und aus den Gebüschen hervorbrachen. Da bekommt man wirklich Angst, vor allem wenn die Polizei mit nur 5 Wagen da ist und die Neonazis so ca. 200 Personen waren.

Das Foto oben entstand an der Kreuzung Anklamer Str./Thälmann-Ring am Schönwalde Center. Wenige Sekunden später stand der Block der auf dem Bild direkt von vorne auf den Betrachtenden zukommt, nur zwei Meter neben mir. Da verlässt man auch als überzeugter Demokrat ganz ganz schnell die Straße und gibt Gas.

Die Mobilmachung von Gegendemonstranten lief zwar sofort an, dauerte aber zu lange, denn die Nazi-Demo wurde nach einer halben Stunde (laut OZ) aufgelöst. So wie es aussieht, traf ich genau in diesem Moment auf die Nazis. Auf dem Bild sind ja deutlich Polizisten einer Hundertschaft zu sehen.