Kommentare im Internet kommentiert

Hamburgfunk beschäftigt sich normalerweise mit Musik. Doch auch andere Themen sind möglich. So erschien dort vor zwei Tagen ein Beitrag zum Thema Kommentare im Internet. Da Hamburgfunk kein Archiv bereitstellt und die Beiträge nach Erscheinen neuerer einfach verschwinden, zitiere ich hier den Text teilweise und kommentiere ihn. Die Sätze und Formulierungen sind einfach zu herrlich.

Der Autor Jazzket schreibt, er habe in den letzten Monaten verstärkt Kommentare gelesen.

„Ich hab dem Monster also direkt in die Fratze geblickt und mit dem Brechreiz 2.0 gekämpft.“

Darauf bringt er drei typische Beispiele für Kommentare im Internet. Natürlich geht es nicht um normale Kommentare, sondern um die interessanten Fälle. Beispiel Nummer 1 ist der Blog Spreeblick.

Spreeblick ist ein Hund! Der beste Freund des Menschen, der gerade 5 Minuten süße Ablenkung im Netz sucht. Und Hunde lieben Katzen, sonst würden Sie ja nicht hinter jedem niedlichen Fellknäuel hinterherlaufen. Also gibt es auch hier von Zeit zu Zeit Katzencontent. Das muß man natürlich mögen. Nach den 4 oder 5, für Katzenfreunde unterhaltsamen Videos gibt es also das Kommentarfeld. Katzenfreunde aus ganz Deutschland drücken ihren Wohlgefallen aus. Bis auf einmal das Internet einsetzt. Ein empörter Leser beschwert sich über den Eintrag. Es wäre ja das letzte, wenn man es jetzt nötig hätte Katzenvideos zu posten, ganz schwache Leistung etc..

Und nun folgen Sätze von einem vernunftbegabten Menschen:

Bin ich etwas besonderes, wenn ich genügend Medienkompetenz besitze, um Artikel die mich nicht interessieren einfach nicht anzuklicken? Und warum zum Teufel verschwendet man weitere 3 Minuten Lebenszeit, um noch einen Kommentar zu posten? Ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland schon so schlimm geworden…

Richtig! Wieso wird dann kommentiert? Bei einer Zeitung liest man  ja auch nicht alle Artikel, die es gibt. Warum werden diese Artikel, die man nicht mag, einfach übersprungen? Ok, wenn der Inhalt aufeinmal nur noch auf Katzencontent wechselt, dann könnte man vielleicht mal fragen, was das soll oder sich einfach einen anderen Blog zum Lesen suchen.

Sein zweites Beispiel ist Jugend-Portal Jetzt.de der Süddeutschen Zeitung.

Es ist ein Verdacht, aber vermutlich tummelt sich hier der Teil der Studenten die StudiVZ zu primitiv finden.

Danach kommt eine Breitseite gegen vermeintlich intellektuelle Studierende.

Die eigentliche Musik spielt aber bei jetzt.de in den Kommentaren unter jedem Artikel. Internet! Eine Horde nachdenklicher Menschen lassen keinen Tippfehler aus (Der Teufel möge diese Brillenschlangen heimsuchen! Aufmerksame Leser werden hinter meiner Schreibe ebenfalls einen Legastheniker mit guten Momenten entdeckt haben), suchen jede undichte Stelle des Textes, verstricken sich wie minderjährige Arbeitskräfte in Asien in Teppichen von Argumenten, Meinungen und Positionen. Die angestaute Selbstgefälligkeit entlädt sich seitenweise in den Kommentaren. Und nichts gegen Meinungen, ich trage ja auch gerne sperrige Gedanken mit mir rum, aber auch hier würde Medienkompetenz helfen. Bei Nicht-Interesse einfach nicht klicken. Selbst Teletubbies, nur bunt, nicht besonders hell, dürften soviel Medienkompetenz ganz ohne Studium erlernen können.

Wie toll und gesittet Studierende diskutieren, läßt sich auch bestens am Beispiel des WebMoritz, der Online-Ausgabe des Studierendenmagazins Moritz, sehen. Kommentare zu Artikeln mit politischen Themen driften immer wieder in endlose Diskussionen ab.

Als letztes zählt er Youtube auf. Das bekannteste Videoportal der Welt, bietet reichlich Platz für Kommentare, die im Gegensatz zu den Beispielen 1 und 2 kaum Regeln unterworfen sind.

Jedes Video mit deutschen Metadaten wird spätestens nach dem 3. Kommentar nur noch mit Flüchen bedacht. Dabei geht es natürlich nicht mehr um das eigentliche Video, sondern um die Mütter der anderen User. Internet to the fullest. HansW.87 schwört auf seine Mutter (die im Übrigen bereits von GökanSack#1 gef**kt wurde), dass er Tätigkeit XY besser ausführen könnte als der Darsteller im Video. Kevin4Prez und WeezyFan95 wissen es aber noch besser und bieten HansW.87 ein informelles Treffen in einer beliebigen Stadt an. Ümüt kommt dann auch mit. Kingsergev lacht nur über die ganzen Opfer und so weiter und so fort.

Die Liste der Beispiele ließe sich z.B. um die Heise Foren erweitern. Dieses Verhalten habe ich leider auch hier im Blog beobachten können. Allerdings liegt es zum Glück länger zurück und mit der bei einem Kommentar übermittelten IP kann man heutzutage ja schon einiges anfangen… Fakt ist, gerade die Möglichkeit (anonyme) Kommentare zu hinterlassen, sorgt ab einer kritischen Masse an täglichen Besuchern neben normalen Kommentaren auch immer wieder für sinnlose und beleidigende Kommentare. Was dazu anspornt? Keine Ahnung. Spaß am Stänkern? Der Großteil der Besucher hinterläßt übrigens keinen Kommentar.

3 Kommentare


  1. Hihi, soll ich jetzt die nächste Kategorie aufmachen und einfach nur sagen:
    Toller Beitrag!

    Nein, denn das wäre ja langweilig. Ich finde es vor allem schade, dass die meisten Leser nicht kommentieren (ich meine mal was von 99% stillen Mitlesern gehört zu haben) und dass dann Blogger (oder YouTube-Videohochlader) dann durch die wenigen Krawallkommentare entmutigt werden.

    Der WebMoritz fiel mir auch sofort als Beispiel ein. Klar, es ist ein Unterschied, ob man ein normales Blog mit Waldwieseninhalten führt oder ein Studentenmagazin, das ab und zu potentiell kontroverse Beiträge veröffentlicht und wo sich meist Leser tummeln, die sonst keine Blogs lesen.

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    1. Richtig! Die Kategorie: Kurzes Lob oder Statement ohne Inhalt gibt es auch. Ebenso die Kategorie Werbekommentar mit URL. Für Gesellschaftswissenschaftler sicher ein spannendes Feld, um dort eine Forschungsarbeit drüber zu schreiben.

      Ich denke auch, daß über 90 Prozent nichts sagen. Das zeigt sich an meinen Besucherzahlen und an den Kommentaren. Pro Tag 400 Besucher und ein bis zwei Kommentare (wenn wir mal Blogoscoop glauben wollen). 99,5 Prozent kommentieren also nicht. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muß. Es ist nicht nötig zu jedem Beitrag zu schreiben, daß man es genauso sieht oder so. Dennoch macht freut sich jede/jeder BloggerIn über Feedback. In welcher Form auch immer. Öfter bekomm ich das Feedback auch mal mündlich zu hören.

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