Europa bei Geburtenrate zweigeteilt

Laut neuesten Erkenntnissen der Demographen zerfällt Europa bei der Geburtenrate in zwei Gruppen, eine kleine Gruppe mit vergleichsweise hohen Geburtenraten und eine große Gruppe mit niedrigen Geburtenraten. In der aktuellen Ausgabe (4/2008) von „Demografische Forschung aus erster Hand“ des Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock werden die Ergebnisse einer Studie zu Geburtenverhalten und Familienpolitik in Europa vorgestellt.

Geburtenraten in Europa. Quelle: Demografische Forschung aus erster Hand. Ausgabe 4/2008
Geburtenraten in Europa. Quelle: Demografische Forschung aus erster Hand. Ausgabe 4/2008

Ein wichtiges Fazit dabei: kein einziges europäisches Land erreichte das Ersatzniveau von 2,1 Kindern pro Frau, das notwendig wäre, damit die Kinder- die Elterngeneration zahlenmässig ersetzen kann. Nur in den Länder Skandinaviens, Irland, Frankreich und Großbritannien wurde das Ersatzniveau fast erreicht (über 1,7). In dreiviertel der anderen Ländern war die Geburtenrate dagegen sehr niedrig und lag zwischen 1,2 und 1,5. Island war dabei mit 2,1 Spitzenreiter und Weißrussland mit 1,2 Schlußlicht. Deutschland lag weit hinten mit 1,3. Europas Bevölkerung wird ihre Größe nicht aus eigener Kraft halten können und schrumpfen. (siehe auch: Deutschland 2008 geschrumpft)

Die niedrigen Geburtenziffern werden auf das Aufschieben von Familiengründungen und Geburten im Lebenslauf junger Menschen zurückgeführt. Ein wichtiger Grund hierfür war ein Mehraufwand an Zeit für die Ausbildung. Dazu kam ein gestiegener Anteil von Frauen im Berufsleben. Beruf und Familie war für viele Frauen noch immer unvereinbar. In Skandinavien scheint dies anders gewesen zu sein. Die höheren Geburtenraten in Nordeuropa werden mit gut ausgebauter Kinderbetreuungsinfrastruktur und Beteiligung der Männer an Kindererziehung und Hausarbeit erklärt.

Ein anderes Fazit ist, je toleranter und weniger traditionell familienorientiert die Gesellschaft in einem Land war, desto höher liegt die Geburtenrate. Doch das ist nicht immer ein Erfolgsrezept. Deutschland, Slowenien und Österreich werden zwar als tolerant und säkular eingestuft, ihre Geburtenrate war aber unterdurchschnittlich. Während Irland als weniger tolerant eingestuft wurde als Frankreich und Finnland, die Geburtenrate dort aber am zweithöchsten in Europa war.

Als Handlungsempfehlung werden umfangreiche Maßnahmen in der Familienpolitik vorgeschlagen.

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