Journalismus ist schon schwer. Fehler eingestehen noch schwerer. Wie die Journalisten vom Axel-Springer-Verlag vorgehen, kann man täglich in der BILD oder im BILDblog bewundern, aber nicht nur dort gibt es falsche Berichterstattung und nicht nur dort ist der Axel-Springer-Verlag Eigentümer. So zum Beispiel bei der Regionalzeitung Ostsee Zeitung, die an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns faktisch ohne Konkurrenz dar steht.
Da hängt man für eine gute Schlagzeile, die dann aufgegriffen und im Netz multipliziert verbreitet wird, auch mal ein Vokal zuviel an ein Wort. So wird dann aus dem IC ein ICE und eine sensationelle Meldung für die vom Fernverkehr eher abgehängte Region. Journalistische Sorgfaltspflicht ist bei Blogs nicht weit verbreitet, aber da ist der Anspruch auch gar nicht da. Während bei einer Zeitung eigentlich erwartet wird, daß sie eine Meldung erst dann heraus gibt, wenn diese von zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigt wurde.
Dies geschah im Falle der ICE-Falschmeldung wohl nicht. Hier berief sich die Ostsee Zeitung einzig und allein auf einen Brief der Bahn an das Rathaus. Ob es hier zu einem Missverständnis seitens des Rathauses kam, ist nicht zu klären, die Falschmeldung wäre aber vermeidbar gewesen, ein Anruf bei der Bahn ist schließlich nicht unmöglich, wie der Webmoritz vormacht. Es gibt also ab Dezember keinen ICE von Greifswald über Hamburg in den Ruhrpott, sondern es soll nur die bestehende IC-Verbindung nach Stralsund dann nach Greifswald verlängert werden.
Was macht die Ostsee Zeitung? Korrigiert sie ihre Meldung öffentlich und gibt ihren Fehler zu? Nein. Da wird ganz im Stil von Orwell einfach so getan, als ob man schon immer vom IC und nicht vom ICE geschrieben hat (siehe Artikel). Heute findet sich dann allerdings doch so etwas wie eine Korrektur der eigenen Falschmeldung: Dort steht im letzten Absatz des Artikels zur Bahnprivatisierung:
Bei der vor einer Woche bekannt gewordenen neuen Verbindung in Greifswald zum neuen Winterfahrplan handelt es sich lediglich um einen IC, und nicht um einen ICE, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert.
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hihi 🙂
Das krasse ist, dass das Statement von Burkhard Ahlert auch von mir an die OZ weitergeleitet wurde…
Offenbar hat sich die Lokalredaktion Greifswald entschieden, die Richtigstellung vom Landesteil vornehmen zu lassen und nicht von mir.
Hier die ganze E-Mail von Herrn Ahlert:
Sehr geehrter Herr Jabbusch,
Ihre Anfrage können wir Ihnen wie folgt beantworten:
Ab Fahrplanwechsel am 14.12.2008 wird ein InterCity der Linie 30 (Stralsund
-) Hamburg – Köln – Mainz – Stuttgart von/nach Greifswald geführt.
Für den Fahrplan 2009 sind folgende Fahrpläne (Stand Trassenangebot vom
07.07.2008) vorgesehen:
IC 2115 IC 2116
07:02 ab Greifswald an 18:33
07:24 an Stralsund ab 18:14
08:19 an Rostock ab 17:17
09:21 an Schwerin ab 16:10
10:19 an Hamburg ab 15:16
14:50 an Köln ab 11:11
15:46 an Koblenz ab 10:12
nach Stuttgart von Stuttgart
Der Abschnitt Greifswald – Stralsund wird vom Zugpaar IC 2115/2116 von Mo bis Fr bedient. Der endgültige Fahrplan wird vsl. Ende September vorliegen.
Mit freundlichen Grüßen
Burkhard Ahlert
DB Mobility Logistics AG
Pressesprecher Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (KER-Bln.) Caroline-Michaelis-Straße, 5-11, Haus C, 1. OG, 10115 Berlin Tel. 030/ 297-58200, Fax -58205, intern 999-
Mobil: 0160/ 974 72 654
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Sitz der Gesellschaft: Berlin
Registergericht: Berlin-Charlottenburg, HRB 89 517
USt-IdNr.: DE 173384779
Vorstand: Hartmut Mehdorn (Vorsitzender), Dr. Norbert Bensel, Diethelm Sack, Margret Suckale, Dr. Karl-Friedrich Rausch Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Werner Müller
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Danke für das Veröffentlichen der Mail! Echt eine peinliche Nummer, die die OZ da abgezogen hat. Eine Konsequenz für uns Blogger, ist es ja, bei der nächsten Meldung, die man zitieren will, nochmal von anderen Quellen die Richtigkeit bestätigen lassen. Ach, oder lieber eine ganz neue Zeitung für die Region an den Start bringen. Eine, die nicht nur dpa-Meldungen abdruckt…
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